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Wild wie Berlin: Fuchs und Hase auf dem Langen Tag der Stadtnatur

Beim Langen Tag der Stadtnatur am Wochenende laufen einem vielleicht auch Fuchs und Hase über den Weg.

Von Sandra Dassler

Sicherheitskontrollen sind für ihn ebenso wenig ein Thema wie die angeblich dichten Mauern zum Kanzlergarten. Er hat nicht einmal die Farbe gewechselt, als sein alter Hausherr gehen musste: Der Rotfuchs fühlt sich bei Angela Merkel offenbar genauso wohl wie bei Gerhard Schröder. Seinen Bau hat er übrigens nicht im Bundeskanzleramt, sondern am nahe gelegenen Haus der Kulturen – in trauter Eintracht mit Kaninchen.

„Das ist einmalig in der Welt und irgendwie typisch für Berlin“, sagt Derk Ehlert: „Der Fuchs hat einfach noch nicht mitgekriegt, dass Kaninchen schmecken.“ Der gemeinsame Fuchs-Kaninchen-Bau ist jedenfalls eine Attraktion, auf die Ehlert, Wildtierbeauftragter des Senats, am Langen Tag der Stadtnatur aufmerksam machen möchte.

Der Tag, den die Stiftung Naturschutz Berlin gemeinsam mit vielen Helfern und Unterstützern bereits zum fünften Mal organisiert, hat Überlänge. Er beginnt am Sonnabend, dem 18. Juni, um 16 Uhr und endet am Sonntag um 18 Uhr. Dazwischen liegen etwa 500 Veranstaltungen an 150 Orten – vom Fledermäuseschauen in Malchow bis zur Führung durch die Gärtnerei der Pfaueninsel. Auch die Sightseeing-Schiffstour auf der Spree durch Berlins wilde Mitte gehört dazu. Am Montag übte Ehlert dafür schon mal mit ein paar Journalisten.

Die erfuhren bei dieser Gelegenheit nicht nur, dass Berlin die artenreichste Stadt Deutschlands ist, sondern auch, warum dies so ist. „Es gibt hier so viele unterschiedliche Wald- und Wasserflächen“, sagt Derk Ehlert. „Es gibt Wiesen, Äcker, Sümpfe, Bäche, sogar vegetationsfreie Flächen.“ Und es gibt viele Naturfreunde, die mit ihrer oft ehrenamtlichen Arbeit dazu beitragen, dass in Berlin mindestens 600 Nachtigallen singen, die Nebelschwalben am Reichstag nisten und fast 15 000 Mauersegler-Paare brüten. 20 000 Arten, zu denen Nutrias und Biber ebenso gehören wie Kormorane, Graureiher, Blesshühner und Habichte, bevölkern die Stadt.

Sieht man mal vom alljährlichen Nebelkrähen-Alarm und einigen Waschbären ab, die derzeit die Bewohner der Invalidenstraße terrorisieren, bleiben die Tiere oft unbemerkt. Selbst die wunderschönen und seltenen Mandarinenten, die durch die Wirren des Kriegsendes 1945 in die Natur entkamen, übersieht man leicht. Und manchmal bekommt nur Derk Ehlert mit, dass es gar kein Hund ist, der abends im Café und im Biergarten um die Beine der Gäste streift. Sondern Frau Merkels Rotfuchs.

Das Programm finden Sie unter www.langertagderstadtnatur.de

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