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Fußball-WM: Berlin profitiert bis heute

Die WM-Bilder haben Berlin ein positives Image im Ausland gegeben. Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel profitieren am stärksten von dem Sportereignis - und stellen wieder ein.

Spannende Spiele aus dem Olympiastadion und ausgelassen feiernde Menschen auf der Fan-Meile am Brandenburger Tor: Die Bilder aus Berlin von der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gingen um die Welt. Nach Einschätzung von Wirtschaftsvertretern und Tourismusexperten ist durch das Sportereignis das Image der deutschen Hauptstadt weltweit aufgewertet worden.

In Berlin profitieren den Experten zufolge Branchen wie Tourismus und Einzelhandel sowie Hotel- und Gastsstättengewerbe bis heute davon. Und die positiven Effekte hielten weiter an. Die Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) sieht die Hauptstadt als "internationale Trendmetropole". Das Bild der Deutschen sei durch die Fußball-WM zurechtgerückt worden, sagt der BTM-Projektmanager für die Fußball-WM, Gerhard Buchholz.

Junge Leute kommen scharenweise nach Berlin

Dadurch sei der Tourismus deutlich angekurbelt worden, betont Buchholz. Junge Leute mit Interesse für Mode und Design, Musik und Kunst kämen scharenweise nach Berlin. "Wir können diesen Effekt eindeutig belegen", fügt der Tourismusexperte hinzu. Seit Abpfiff des WM-Endspiels vor einem Jahr verzeichne die BTM zweistellige Wachstumsraten unter anderem bei Besuchern aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden. Mit 16 Millionen Übernachtungen sei im vergangenen Jahr ein neuer Rekord erzielt worden. Buchholz ist zuversichtlich, dass bis 2010 die 20-Millionen-Marke erreicht wird.

Besonders erfreulich sei, dass der Anteil der Touristen aus dem Ausland 2006 von 32 auf 37 Prozent gestiegen sei. Es zeichne sich ab, dass in diesem Jahr 40 Prozent der Berlin-Gäste aus anderen Ländern kommen. "Die Fußball-WM war eine Steilvorlage für die BTM", sagt Buchholz.

Trendwende im Einzelhandel

Nach Einschätzung des Handelsverbands Berlin-Brandenburg hat die WM eine Trendwende in der Branche eingeleitet. Erstmals seit 1991 sei der Stellenabbau im Einzelhandel im vergangenen Jahr gestoppt worden, sagt Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen. Zudem sei der Anteil der Ausgaben von Touristen am Gesamtumsatz des Einzelhandels deutlich gestiegen. "Hier besteht ein ganz klarer Zusammenhang mit dem erfolgreichen Verlauf der Fußball-WM", betont Busch-Petersen.

Aus Sicht des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK), Eric Schweitzer, hat sich Berlin während der WM als eine Metropole präsentiert, die mit solch großen Ereignissen sehr gut umgehen kann. Das sei eine hervorragende Referenz für die Ausrichtung künftiger Großveranstaltungen wie der Leichtathletik-WM 2009. Durch dieses gute Image erfahre auch der Kongress- und Messestandort national wie international größere Aufmerksamkeit, sagt Schweitzer. Überdies habe die gesamte Dienstleistungsbranche nachhaltig von der Fußball-WM profitiert.

Einbußen für Gastronomie während der WM

Auch das Hotel- und Gaststättengewerbe sieht sich durch das Sportereignis im Aufwind. Während der Fußball-WM habe die Gastronomie zwar einen kleinen Einbruch erlebt, die Bettenbelegung der Hotels sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, räumt der Präsident des regionalen Hotel- und Gaststättenverbands, Willy Weiland, ein. Dafür habe sich die Branche aber nach der WM sehr positiv entwickelt. Vor allem die ersten Monate dieses Jahres seien "ganz hervorragend" gelaufen. Gaststätten und Hotels verbuchten steigende Umsätze. Diese Zuwächse seien sicherlich auch auf die weltweit starke Ausstrahlung der Fußball-WM zurückzuführen.

Die Fußball-WM sorgte für Beschäftigungseffekte in mehreren Branchen. Seit Frühjahr 2006 registriert die Regionaldirektion der Arbeitsagentur einen steigenden Bedarf vor allem an zeitlich befristeten Jobs im Bau- und Dienstleistungsgewerbe. Die Arbeitsagentur habe damit rechnen müssen, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften zum Ende der WM wieder einbricht, sagt Sprecher Olaf Möller. Das sei aber nicht geschehen, da viele Menschen noch mit der Nachbereitung des Sportereignisses beschäftigt gewesen seien. Zeitgleich sei der Konjunkturmotor angesprungen, was zu einer weiteren Belebung des Arbeitsmarkts geführt habe. "Ohne Fußball-WM wäre diese Entwicklung ein paar Monate später eingetreten", betont Möller. (Michael Winckler, ddp)

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