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Clive Owen

© dpa

Gala: Berlinale-Eröffnung - Spaß am Sparen

Am Potsdamer Platz traf sich die Filmprominenz wie Clive Owen und Armin Mueller-Stahl. Das Eröffnungsprogramm war weitaus schlanker als in den Vorjahren. Doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch

In der Filmbranche eröffnen sich die ausgefallensten Berufsfelder, der Laie ahnt davon nicht das Geringste. Zum Beispiel die Profession des Blattabzupfers bei Tom Tykwers „The International“, mit dem am Donnerstagabend die Berlinale startete. Niemand der Gäste im Berlinale Palast konnte sich wohl bei dem kurzen Schwenk am Sony-Center entlang die gärtnerische Mühsal vorstellen, die in den wenigen Sekunden steckt. Die Szene spielt an einem verregneten Wintertag, gedreht wurde im Herbst, mit der Bellevuestraße voller Birken. So wurde ihnen eben, Blatt für Blatt, die gelbe Pracht abgezupft.

Auf der Leinwand also Kahlschlag, im Palastfoyer dagegen floristische Kunst wie gewohnt, diesmal Arrangements aus Calla, Anthuria, auch Flamingoblume genannt, Kirschblüten und manchem mehr, auf dass die Prominenten des Abends trotz des Winters eine Ahnung von Frühling überkomme. Als Zentralfiguren natürlich Berlinale-Chef Dieter Kosslick mit Schal, dazu Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Jury Präsidentin Til da Swinton, sodann Regisseur Tom Tykwer mit den Darstellern Clive Owen, Ulrich Thomsen und Armin Mueller-Stahl. Die geladenen Gäste waren wieder der übliche Querschnitt meist hiesiger Filmschaffender, Michael Ballhaus etwa, Marie Bäumer, deren Fön beim Frisieren offenbar explodiert war, Sibel Kekilli mit allerliebstem Tattoo auf dem linken Oberarm, Meret Becker, schon großflächiger coloriert und mit kokettem Kopfputz, schließlich Herbert Grönemeyer, Heike Makatsch, „Vorleser“ David Kross, Hannah Herzsprung, Jana Pallaske und auch Rosa von Praunheim, diesmal nur mit moderatem Basecap und riesiger Sonnenblume in Händen. Die Politik war mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, Richard von Weizsäcker, Joschka Fischer und Walter Momper vertreten. Stammgast Klaus Wowereit hatte abgesagt, er feierte in Landau den 60. Geburtstag des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

The same procedure as every year? Nicht ganz, das sah man schon am Bühnenbild. In den Vorjahren, die Erinnerung dürfte kaum trüben, dominierte dort ein warmes Rot, diesmal waren es kühles Weiß und Blau, und Musikinstrumente standen auch nicht herum – kein Orchester, keine Band, kein einziger Musikant in Sicht, alles Konserve. Ja, auch das Festival muss sich offenbar warm anziehen in diesen kalten Zeiten, sparen, wo es geht – und an die lieben Sponsoren noch einmal appellieren, dass sie nicht ablassen mögen von ihrer Generosität.

Das kann Kosslick besonders gut, in Deutsch oder Englisch, am besten sogar gleichzeitig, und selbst Moderatorin Katrin Bauerfeind, im Vorjahr noch eher spröde, gab sich überaus charmant. Wenn sie auch gegen Tilda Swinton keine Chance hat. Besonders wenn diese die Vorzüge der Stadt preist. 14 Mal war sie schon auf dem Festival, und was dieses vor allen anderen auszeichne, sei – das Publikum. Die Zuschauer seien hochinteressiert, zögerten nicht, zu buhen oder einen Film zu bejubeln, die Berlinale sei damit geradezu gesegnet. Was es jetzt zehn Tage lang wieder beweisen kann.

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