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Artur Brauner

© dpa

Geburtstag: Artur Brauner, der Kinokönig von Haselhorst

Am Freitag wird der Berliner Filmproduzent Artur Brauner, Gründer der CCC-Studios, 90 Jahre alt Ein Rückblick auf seine Filme, von „Old Shatterhand“ bis „Hitlerjunge Salomon“.

Mit Atze kam die Artillerie. In den Karl-May-Filmen, die Horst Wendlandt, Chef der Berliner Rialto-Film, verantwortet hatte, waren die schwersten Geschütze noch Old Shatterhands Bärentöter und Winnetous Silberbüchse gewesen. Als aber Artur Brauner, Wendlandts ehemaliger Arbeitgeber und Boss der konkurrierenden CCC-Studios, 1963/64 mit „Old Shatterhand“ in die lukrative Reihe einstieg, rummste es richtig. Der Film, der keinen bestimmten Roman zur Vorlage hatte, gipfelte im Angriff von Winnetous Apachen auf Fort Grant, inklusive Geschützeinsatz durch die Soldaten und Explosion des Pulvermagazins. Für manchen Knirps, der damals zitternd auf dem Kinosessel saß, waren es die ersten Kanonenschüsse, die er je in einem Lichtspieltheater zu sehen bekam.

In der jüngeren Vergangenheit war Artur Brauner, der heute 90 Jahre alt wird, weniger mit Filmproduktionen als mit den Turbulenzen in seinem Immoblilienreich im Gespräch. Auch auf Berliner Filmpremieren, bei denen sein MenjouBärtchen jahrzehntelang zuverlässig gesichtet wurde, macht er sich rarer. Unbestritten ist sein Ruhm als einer der fleißigsten und erfolgreichsten Filmproduzenten der deutschen Nachkriegszeit.

1946 hatte der im polnischen Lódz geborene Brauner in Berlin die Central Cinema Company gegründet, zwei Jahre später auf einem früheren Haselhorster Fabrikgelände seine Studios eröffnet, in denen in den fünfziger Jahren mehrere hundert Mitarbeiter beschäftigt waren. Mehr als 500 Filme entstanden dort, rund die Hälfte hat Brauners CCC, häufig als Koproduktionen mit oft internationalen Partnern, selbst verantwortet, darunter mit renommierten Regisseuren wie Robert Siodmak oder Helmut Käutner.

Schon früh hat sich Brauner, der bei Kriegsausbruch mit Eltern und Geschwistern in die Sowjetunion geflohen war und der viele jüdische Verwandte verlor, als Produzent mit dem Holocaust und dem NS-Terror auseinandergesetzt. Ein Thema, auf das er sich in den letzten Jahren konzentrierte. So entstanden Filme wie „Die weiße Rose“ über die Geschwister Scholl, „Hitlerjunge Salomon“, der zu Brauners Ärger nicht von deutscher Seite für den Oscar vorgeschlagen wurde, „Der 20. Juli“ (1955), neben G.W. Pabsts „Es geschah am 20. Juli“ die erste Kinoadaption des Hitler-Attentats, „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“, mit Romy Schneider in ihrer letzten Rolle, oder in jüngerer Zeit „Babij Jar“ und „Der letzte Zug“.

Wollte Brauner mit solchen Filmen vor allem mahnen, so zielte er mit anderen mehr darauf zu unterhalten. Das ist ihm sehr gut gelungen – zugegeben, nicht immer auf hohem Niveau. Schwüle Werke wie „Josefine – das liebestolle Kätzchen“ oder „Fanny Hill“ gehören zu seinem Œuvre und ebenso Gefühlsdramen wie „Die Ratten“, Thriller wie „Es geschah am hellichten Tag“ und Literaturverfilmungen wie „Der brave Soldat Schwejk“, Western wie „Shalako“, mit Sean Connery und Brigitte Bardot oder Historiendramen wie .„Kampf um Rom“ und „Die Nibelungen“. Einer wie Artur Brauner schreckte nicht mal vor dem Sandalenfilm zurück.

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