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Stadtleben: Gefangen von der Mode

„Haeftling“ verkauft jetzt im eigenen Laden

Steriles weißes Licht, graue und grüne Wände – viel Farbe gibt es in dem neuen Modeladen in der Rosa-Luxemburg-Straße nicht. Und auch beim Durchstöbern der Kleidung fallen das immer wiederkehrende Weiß, Grau, Schwarz und Khaki auf. „Haeftling“ steht auf den T-Shirts – so heißt nicht nur das Label, das 2003 mit „Jailwear“, also mit Knastmode aus Tegel, Furore machte. So heißt jetzt auch der neue Laden mitten in Mittes Szenekiez.

Seit letzten Freitag werden auf 70 Quadratmetern Kleidung, Lebensmittel und Haushaltsprodukte angeboten. „Alles hat Bezug zum Gefängnis“, sagt die Pressesprecherin des Labels, Karola Schöwe. So trügen Häftlinge zum Beispiel tatsächlich die lange Unterhose „Long John“. Die Produkte sollen vor allem durch die hochwertige Verarbeitung und ihr klassisches Design überzeugen. Eine dicke Winterjacke aus Deutschleder, einem dichten Atlas-Baumwollstoff, aus dem normalerweise Berufskleidung gemacht wird, kann da schon mal 349 Euro kosten. Lebenslänglich tragbar sozusagen.

Häftlinge inspirieren die Kollektion in erster Linie durch ihre Zeichnungen und Tätowierungen. Highlight der aktuellen Kollektion sind die limitierten T-Shirts mit Motiven, die von drei US-Häftlingen gezeichnet wurden. Eine Frauenkollektion soll im Sommer noch hinzukommen: „Dann gibt es Oberteile mit eingebauten Schmuggeltaschen“, erzählt Schöwe.

Lebensmittel und Wohnaccessoires – etwa originalgetreue Gefängnis-Bettwäsche – stammen aus europäischen Haftanstalten. Durch deren Produktion bekommen Gefangene eine sinnvolle Beschäftigung. Damit leiste man einen Beitrag zur Resozialisierung der Häftlinge, sagt Schöwe. Mit je drei Prozent aus den Verkaufseinnahmen unterstützt das Label die Initiative gegen die Todesstrafe und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Keines der Produkte kommt mehr aus einer Berliner Haftanstalt, sondern vielmehr aus bayrischen oder hessischen. „Die Produkte, die in den Berliner Haftanstalten produziert werden, wollen wir momentan nicht ins Sortiment nehmen“, sagt Geschäftsführer Ahmad Keyaniyan. Eine Zusammenarbeit sei aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen. fbo

Haeftling, Rosa-Luxemburg-Str. 25

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