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Geschichte: Die Franzosen kommen

Die zweite "Historiale" beleuchtet Preußens Reformen. Das Geschichtsfestival versucht dem Publikum in dieser Woche das Alt-Berliner Leben des Jahres 1807 nahezubringen.

Besondere Liebenswürdigkeit sagt man dem Berliner nicht nach, und so überrascht es, dass sich ausgerechnet die napoleonische Besatzung positiv auf den Volkscharakter ausgewirkt haben soll. Zwar sei es „ein frecher, übermütiger Feind gewesen“, der das Land überschwemmte, schreibt E.T.A. Hoffmann 1822 in der Erzählung „Des Vetters Eckfenster“. Andererseits sei damals „eine merkwürdige Veränderung vorgegangen“: Das Volk habe „an äußerer Sittlichkeit gewonnen“, selbst „unter gemeinen Mägden und Tagelöhnern“ könne man ein „Streben nach einer gewissen Courtoisie bemerken“.

Das sollten die Darsteller des Geschichtsfestivals „Historiale“ beherzigen, wenn sie in dieser Woche das Alt-Berliner Leben des Jahres 1807 dem staunenden Publikum nahezubringen versuchen. Dieses Festival, organisiert von der Verlagsbuchhandlung Berlin Story Unter den Linden 40, hatte es im Vorjahr zum ersten Mal gegeben, damals wurde der Einzug Napoleons in die Hauptstadt des geschlagenen preußischen Staates nachgestellt. Diesmal nun steht die Besatzungszeit mit den daraus erwachsenden Reformen im Mittelpunkt: „Agenda 1807 – den Staat umkrempeln: Die Preußischen Reformen 1807 - 1815“. Gestern stand bereits ein Vortrag über „Staatsbürger und Steuerzahler in Preußen 1807 - 1820“ auf dem Programm, heute und an den folgenden Tagen folgen Stadtführungen zum Thema, dazu Vorträge über die Humboldt-Brüder, die Heeresreform, die Auswirkungen der Französischen Revolution und ähnliches.

Am Freitag dann wird es ernst: Ab 18 Uhr werden napoleonische Truppen das Nikolaiviertel abriegeln, Schilderhäuschen aufstellen und die Berliner ein wenig kujonieren, die dann sicher meckern und sich am besten mit Passierscheinen versorgen – Nachdrucke eines Originals aus dem Landesarchiv. Bis 22 Uhr geht das bunte Treiben, am Sonnabend (10 bis 22 Uhr) und am Sonntag (10 bis 15 Uhr) wird dort ebenfalls Geschichte gespielt. Am Sonnabend (18 bis 1 Uhr) wird zudem ins Abgeordnetenhaus, den alten Preußischen Landtag, zu einer Langen Historiale-Nacht eingeladen.

Insgesamt 200 Personen wirken an dem historischen Spektakel mit, Schauspieler und Tänzer von der Berliner Universität der Künste, dazu Geschichtsdarsteller aus Deutschland und Frankreich. Auch die Oberreformer Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg, die samt weiterer historischer Prominenz dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Walter Momper morgen ihre Aufwartung machen, werden von UdK-Studenten dargestellt. Ein Thema für die Historiale 2008 steht auch schon fest: der 18. März 1848.

Informationen zum Programm unter

www.historiale.de

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