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Ladenhüter. Das Globe Theatre aus dem Emmerich-Film „Anonymous“. Foto: dpa

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Globe Theatre: Regisseur Emmerich nimmt sein Geschenk wohl zurück

Es war gut gemeint - doch die Berliner Shakespeare Company versucht seit Wochen, das geschenkte Globe Theatre loszuwerden. Jetzt wird Roland Emmerich die Kulisse wohl zurücknehmen.

Es war als großzügige Geste gedacht, doch jetzt wird sie für den deutschen Hollywood-Regisseur Roland Emmerich zum Bumerang: Vor einem Jahr hatte er die Kulisse seines neuen Films, einen Nachbau des Londoner Shakespeare-Theaters „Globe Theatre“, an die Berliner Shakespeare Company verschenkt. Doch das imposante Bauwerk – 14 Meter hoch, für rund eine halbe Million Euro erbaut – hat seine neuen Besitzer in Schwierigkeiten gebracht. Daher erwägt Emmerich jetzt offenbar, sein Geschenk zurückzunehmen.

Die Verhandlungen laufen über Studio Babelsberg, das Emmerichs Shakespeare-Drama „Anonymous“ koproduziert und dessen Kulissenbauer das „Globe“ entworfen hatten. Es gebe positive Signale aus Los Angeles, dass Emmerich und die US-Filmproduzenten von Sony Pictures die Theaterkulisse zurücknehmen könnten, sagte Sprecher Eike Wolf. Sie würde dann abgebaut und zunächst in Teilen für die Werbung zum Filmstart im November genutzt. Frühestens am Freitag rechne Studio Babelsberg mit einer endgültigen Entscheidung.

Für Christian Leonard, Künstlerischer Leiter der Shakespeare Company und derzeitiger Eigentümer der Kulisse, könnte die Rückgabe an Emmerich die Erlösung sein: Seit Wochen versucht er, das Theater loszuwerden, zuletzt über Ebay. Die Versteigerung scheiterte allerdings, genau wie alle anderen Verkaufsabsichten. Interessiert waren sogar die Städte Passau und Burghausen, doch beide machten in letzter Sekunde einen Rückzieher. Der Grund: Das „Globe“ muss umgebaut werden, bevor es den Sicherheitsvorschriften für ein öffentliches Theater genügt. Das koste, so Leonard, mindestens 365 000 Euro. Von seinem großen Traum, das hölzerne Bauwerk nach Berlin umzusiedeln und dort als Theater zu eröffnen, hat sich der Shakespeare-Fachmann, der auch bei „Anonymous“ mitspielte, schon länger verabschiedet. Jetzt musste Leonard vor allem dafür sorgen, dass das „Globe“ vom Babelsberger Filmgelände verschwindet – was 50 000 Euro kostet, die Leonard nicht hat. Weil der Platz Anfang August für die nächste Produktion benötigt wird, hatte Studio Babelsberg ihm nach dreimaliger Fristverlängerung eine Klage angekündigt.

Die Zwickmühle hat Leonard und dem neuen Emmerich-Film aber immerhin eines gebracht: Öffentlichkeit. Deutschlandweit und auch in London berichteten Medien über das „Globe“ und die Versteigerung im Internet. Das rief einige Interessierte auf den Plan, doch für Leonard kamen sie zu spät. Dabei existieren bundesweit bereits einige „Globe“-Nachbauten. Beispielsweise in Neuss, wo eine ähnliche Geschichte vor 21 Jahren ein gutes Ende fand. Dort kaufte der örtliche Bauverein für 470000 D-Mark das für die Landesgartenschau errichtete „Globe“ – seitdem wird dort jedes Jahr ein Shakespeare-Festival veranstaltet.

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