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Sechslinge

© dpa

Großfamilie: Sechslinge aus der Klinik entlassen

Mehrere Krankenwagen brachten fünf der Sechslinge in ihr neues Zuhause. Dort soll zunächst eine Krankenschwester der neuen Großfamilie helfen.

Die Abschlussuntersuchung hat länger gedauert als geplant, doch gegen 13.30 Uhr war es an diesem Montag so weit: Da verließen die Eltern Roksana, 24, und Hikmet, 35, mit ihren Babys das Virchow-Klinikum in Wedding - klammheimlich durch den Hinterausgang. Niemand sollte Fotos von den Kleinen machen, die Rechte sind schließlich an eine Boulevardzeitung verkauft worden. Als am Haupteingang noch Kamerateams und Reporter warteten, lagen die fünf Kinder längst in ihren Krankenwagen, in denen sie quer durch die Stadt in die neue 100 Quadratmeter große Wohnung nach Britz gefahren wurden. Fünf Transporter waren es, für jeden Säugling einen. Das sechste Kind muss noch ein paar Tage in der Klinik bleiben und kommt dann nach: Adem hat eine leichte Grippe.

Der Tag, an dem die Kinder nach Hause durften, war der bisher kälteste dieses Winters. Deshalb waren die Ärzte nun lieber besonders vorsichtig. Das Risiko für kleine Kinder, bei einer Erkältung auch eine Lungenentzündung zu bekommen, ist wesentlich größer als bei Erwachsenen, da zwischen Nase und Lunge nur wenige Zentimeter liegen. Und diese sechs Kleinen sind ja auch noch besonders klein: Sie hätten erst in zwei Wochen zur Welt kommen sollen und nicht schon am 16. Oktober.

In der Klinik für Neonatologie liegen ständig über 50 erkrankte Neugeborene oder Frühchen. Jetzt ist sie auf einen Schlag um die Sechslinge, die zusammen in einem Zimmer untergebracht waren, ärmer. "Das ist schon ein Loch, es ist ein komisches Gefühl", sagt Klinikdirektor Christoph Bührer, der die Kleinen gut zweieinhalb Monate in seiner Obhut hatte. "Aber das ist das Schicksal unserer Klinik: Wenn die Kinder süß werden, kommen sie nach Hause."

Das Leben kann für die Kinder jetzt beginnen

Die Bereitschaft seiner Mitarbeiter, die plötzlich aufgetretenen logistischen Probleme zu lösen, sei sehr groß gewesen. Jedes Frühgeborene hat Anspruch auf einen ärztlichen Notdienst aus einem Oberarzt und einer Schwester. Im Fall der Sechslinge mussten also gleich zwölf Kollegen bereitstehen. "Es war überhaupt nicht schwierig, die Dienstpläne zu füllen, die Kollegen haben sich voll Enthusiasmus alleine organisiert", erzählt Bührer.

In der neuen Wohnung wird eine Krankenschwester nachts auf die Kinder aufpassen, damit die Eltern genügend Schlaf bekommen. Aber auch tagsüber müssen sie jetzt die Betreuung organisieren. Das Füttern eines Kleinkinds dauert eine halbe Stunde, alle drei bis vier Stunden muss es trinken. Bei sechs Kindern kommt man da schnell gar nicht mehr aus dem Füttern raus.

Spezielle Geräte sollen laut Christoph Bührer in der Wohnung nicht aufgebaut werden, aber die Kinder bekommen weiterhin Vitamin- und Kalziumtabletten sowie Eisentropfen. Denn sie müssen ja noch weiter wachsen. Ein Neurologe wird regelmäßig überprüfen, ob sie ganz normal greifen lernen. Ansonsten kann das Leben für die Kinder jetzt beginnen. Und dann merken sie bestimmt auch bald, dass es auf der Welt nicht immer so kalt ist.

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