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Mario Barth

© dpa

Guiness-Rekord: Witz, komm raus

Ein Komiker holt den Rekord: 70.000 wollten gestern Mario Barth im Olympiastadion sehen. Warum eigentlich?

Fünf Stunden vor Beginn drängen sich schon mehrere tausend Menschen ums Olympiastadion. Überwiegend Paare zwischen 20 und 40; kaum Kinder, fast keine Senioren. Zahlreiche Gesäßtaschenstickereien sind zu sehen und grelle Haarfarben. Viele Autos auf dem Parkplatz tragen Spoiler und auswärtige Nummernschilder. Kiezberlin meets Zonenrand, wenn Mario Barth im Olympiastadion auftritt.

70 000 Menschen haben je mindestens 30 Euro dafür bezahlt, an diesem Sonnabend über die Witze des 35-Jährigen lachen zu dürfen. Noch nie ist ein Comedian vor so vielen Leuten aufgetreten. Mario Barth erhält vor der Show eine Urkunde für den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Stellt sich die Frage: Warum vermag der gelernte Telefonfritze aus Mariendorf mit dem Erzählen einstudierter Witze die Arenen überall im Land und zu guter Letzt das Olympiastadion zu füllen?

Jan, 23, hat eine Erklärung: „Live ist meistens besser.“ Er ist aus Hamburg angereist. Sein Kumpel Christian sagt: „Ich muss mir da kein T-Shirt kaufen. Ich will einfach nur mitlachen.“ Ein Berliner Familienvater bestätigt: „Man amüsiert sich, wie sich die anderen amüsieren. Es ist die Atmosphäre.“ Seine Tochter ergänzt, dass es gut sei, wenn man die Gags schon kenne, weil man sie dann auf jeden Fall verstehe. Die Gags von Mario Barth zielen meistens auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen ab und funktionieren nach dem selben Prinzip wie Buch-Bestseller à la „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“. Sie sind also erprobt, aber hart am Verfallsdatum. Entsprechend schlecht kommt Barth bei Kritikern weg, zumal auch seine Bühnenshow dem ähnelt, was Kollege Michael Mittermaier schon vor zehn Jahren bot. Ein Kritiker warf Barth vor, er sei „so anarchisch wie ein Bausparvertrag“. „Was ist so schlimm an einem Bausparvertrag?“, hat Barth gekontert. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mit dem gestrigen Abschluss haben 1,7 Millionen Menschen die Show live gesehen. Zählt man noch die 137 Wochen hinzu, in denen er in den Top 10 der DVD-Charts vertreten war, dürfte Barth erfolgreicher sein als Bausparen.

Vor dem Auftritt beantwortete Barth in einem Kabuff unter den Tribünen noch Journalistenfragen: Wie er sich fühle („Janz großartig, janz aufjeregt.“), wie viele T-Shirts er tragen werde („Eins, ick mach durch, bis fertig ist.“) und ob der Besuch einer Privatschule eine gute Basis für eine Comedy-Karriere sei („Schwer zu sagen.“)

Eigentlich ist das Olympiastadion für einen einzelnen Menschen – egal, für wen – viel zu groß. Bei Barth sollten 550 Scheinwerfer, 300 Lautsprecherboxen und sechs Großbildschirme dieses Problem beseitigen. Selbst Gäste, die lang vor Beginn anstanden, sagten, dass man die Mimik des Stars ja leider kaum sehen werde und auf Bildschirme angewiesen sei. Jetzt wird Barth von einem Journalisten gefragt, ob er für jemanden Bestimmtes spiele. Gut, Freundin Paula und „Mutti“ seien da, sagt Barth und fügt hinzu: „Ich spiele eigentlich für die Leute, die ganz hinten sitzen. Die haben ja auch Karten gekauft.“ Vielleicht macht diese Einstellung einen guten Teil seines Erfolges aus. Oder es sind tatsächlich die Witze.

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