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Stadtleben: Hengstparade

AUFTRITT DER WOCHE: Die Jungs von The Boss Hoss spielen in der Zitadelle ihr einziges Berlin-Konzert in diesem Jahr

Als Alec Völkel, den alle nur „Boss“ nennen, neulich in Kanada war, hat er einen klugen Tipp bekommen. Junge, hat ein Mann zu ihm gesagt, „in Cowboyboots trägt man keine Socken“.

Für Alec Völkel, den Sänger der Countryspaßband The Boss Hoss, sind solche Sekunden immer sehr lehrreich. Auf der Bühne mimen die sieben Männer den Großstadtcowboy, reden nuschelig-breites American English wie in Texas und schlurfen lässig in Boots und Feinripp-Unterhemd übers Parkett. Alles nur Show. „Wir nehmen uns gern selbst auf den Arm“, sagt Völkel, 35, der in Prenzlauer Berg wohnt und dort auch groß geworden ist – mitten in der Großstadt. Ihr neues Album, das im Oktober erscheinen wird, werden sie „Stallion Bataillon“ nennen, verrät Völkel. Übersetzt bedeutet der Titel so viel wie: Hengst-Bataillon. „Das klingt nach Western, nach einer Gang“, sagt Völkel, „Und natürlich veralbern wir uns selber damit – oder wer nennt sich schon ernsthaft: Hengst?“

Am kommenden Wochenende gibt die Countrycoverband ihr einziges Konzert in diesem Jahr in ihrer Heimatstadt Berlin. Boss Hoss tritt beim „Berlin Summer Open Air 2007“ in der Spandauer Zitadelle auf und wird dort auch die neue Single „Everything Counts“ – das Original stammt von Depeche Mode – spielen. Auf der Bühne stehen an jenem Abend auch die Kölner Popband Klee („Dieser Fehler“ oder „Gold“), Mother Tongue aus Kalifornien und die Schweizer Jungs von The Shell, die jüngst das schicke Zürich verlassen haben und sich nun nahe der Kastanienallee heimisch fühlen und sich Nachbar von Boss Hoss nennen können.

Und natürlich werden zum Konzert wieder viele hundert Menschen im Cowboy-Style kommen. So war das auch bei den beiden vergangenen Berlin-Konzerten im Dezember in der Columbiahalle. „Wer sich noch schnell eindecken möchte vor dem Wochenende, dem sei der alte Western-Laden Roy Dunn’s empfohlen“ , sagt Völkel. Der befindet sich in der Kameruner Straße in Wedding, den Laden gibt es seit 1976, er ist in der Szene eine Institution. Eine gute Alternative für Berliner Cowboy-Freaks sei der „Hundertmark-Western-Store“ in der Karl-Liebknecht-Straße 5 in Mitte. Die hätten gute Boots und Western-Jeans, deren Hosenbeine locker über die Stiefel passen.

Die richtige Ausrüstung im wilden Osten kostet allerdings eine Stange Geld. Für Boots gebe er 250 Euro aus, ein guter Cowboy-Hut koste mindestens 50 Euro, sagt Völkel. „Ich persönlich mag keine Hüte, die viel Klimbim, Federn und Schmuck haben. Das sieht nach Fasching aus – schlichte Hüte sind viel lässiger“, sagt Völkel. Wenn er allerdings mit seinem siebenjährigen Sohn Finley durch Prenzlauer Berg schlendert, verzichtet der Boss-Hoss-Sänger schon mal ganz auf die auffällige Kopfbedeckung. Statt schwerer Cowboystiefel trägt er dann bunte Chucks.

Jeans, Stiefel und Hut – fehlt noch Whiskey und das Feinrippunterhemd fürs Konzert. „Das“, sagt Völkel, „kaufe ich allerdings ganz unspektakulär beim Kaufhof am Alex.“ Die Socken kann er neuerdings ja im Regal lassen.

The Boss Hoss spielen am Sonnabend, 14. Juli, beim Berlin Summer Open Air 2007. Los geht es dann in der Spandauer Zitadelle um 18 Uhr. Die Karten kosten 30 Euro. Details und Tickets im Netz: www.berlinsummerfestival.de

André Görke

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