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Boulevard der Stars: Hier geht’s zum Glanz

Der Boulevard der Stars am Potsdamer Platz erhält Zuwachs. 20 Prominente des deutschen Films sollen geehrt werden. Im September wird gefeiert.

Es kommt selten vor, dass „Kokowääh“-Macher Til Schweiger und Regie-Legende Ernst Lubitsch gleichzeitig auf einer Liste auftauchen. Um dann noch Klaus Kinski mit beiden in Verbindung zu bringen, braucht es schon den Berliner Boulevard der Stars. Insgesamt 20 aktuelle und ehemalige Größen der hiesigen Filmbranche bekommen ihren Stern auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße. Ende 2010 errichtet, erinnert der Boulevard bislang an 40 Prominente, mit Marlene Dietrich als Aushängeschild.

So ganz scheint die Weihestätte deutschsprachiger Leinwandkunst bei Berlinern und Besuchern noch nicht angekommen zu sein. Die Städter stören sich am dreckigen Belag, dessen Tartanbahn-Rot vor allem wegen der vielen Autoabgase einen starken Graustich bekommen hat und der zusätzlich von Kaugummis und Wickelpapier gesäumt wird. Die Touristen kennen die meisten deutschen Filmlegenden schlichtweg kaum. Hinzu kommen Geschichten wie jene, dass vor Veranstaltungen die Namen der Prominenten schon mal mit Edding nachgezogen werden. Organisatorin Georgia Tornow will dennoch für Glanz in der Metropole sorgen: „Lassen Sie uns auf die neuen Stars konzentrieren. Das Problem mit dem Dreck kriegen wir in den Griff.“

Bei den neu Ausgezeichneten gibt sich die Jury innovativ, sogar dem Walk of Fame in Los Angeles haben die Berliner jetzt etwas voraus: Mit Siegfried Kracauer wird ein Mann gewürdigt, der als Kritiker und Filmsoziologe eher über die Schaffenden schrieb, als einer von ihnen zu sein. Auffällig auch die Nominierung von Emil Jannings, der auch in Hollywood einen Stern hat, wegen seiner Nähe zu den NS-Machthabern aber nicht unumstritten ist. Geehrt werden auch Ulrich Mühe und Bernd Eichinger, der im Januar dieses Jahres unerwartet gestorben war.

Insgesamt wartet die Jury mit einer großen Bandbreite an Künstlern auf, von A wie Fatih Akin bis Z wie Hans Zimmer. Der gebürtige Frankfurter Zimmer hat als einer der bedeutendsten Komponisten in Hollywood so viele Oskars, Grammys und Golden Globes gewonnen, dass der mitgeehrte Til Schweiger neidisch werden könnte. Der momentan erfolgreichste deutsche Regisseur lässt immer wieder verlauten, dass er sich chronisch unterschätzt und bei Preisen übergangen fühle – nun wurde er von der Boulevard-Jury berücksichtigt. Schauspielerin Senta Berger gehört dieser nicht mehr an, das prominenteste Jury-Gesicht hat sich zurückgezogen. Quasi als Abschiedsgeschenk erhält sie nun ebenfalls einen Stern.

„Alle Entscheidungen wurden einstimmig gefällt“, sagte Jury-Sprecher Hans Helmut Prinzler. Bei so viel Eintracht überrascht es auch nicht, dass Patenschaften für einzelne Sterne vergeben werden sollen, um ein „persönlicheres Verhältnis“ der Stadtbewohner zu ihrem Boulevard herzustellen, wie Prinzler betont.

Berlin legt Wert darauf, sich von Los Angeles abzuheben, wo die Sterne mittlerweile von Agenturen für ihre Stars für etwa 25 000 Dollar regelrecht eingekauft werden. Das sei „hier absolut ausgeschlossen“, sagt Prinzler. Insgesamt 2440 Sterne wurden seit 1958 in den Hollywood Boulevard in Berlins ältester Partnerstadt Los Angeles eingelassen. In Berlin gibt es Platz für 160 Sterne und eine Gemeinsamkeit mit dem großen Bruder: Hier wie dort wundern sich geneigte Cineasten, wenn sie das wenig glamouröse Drumherum der Ehrenmeile betrachten.

Anfang September will man die neu Geehrten zur Potsdamer Straße laden, damit sie ihre Sterne persönlich der Öffentlichkeit übergeben. Und vielleicht die Berliner davon überzeugen, dass der steinige Weg zur Weltstadt im Glanz der Stars leichter zu finden ist. Nik Afanasjew

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