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Hilfsprojekt: Bratwürste für Ghana

Ein Bauer vom Winterfeldtplatz sammelt Töpfe und finanziert so ein Hilfsprojekt in Afrika. Sogar ein Film wurde über das Projekt von Christian Lindner gedreht.

Mit ein paar alten Töpfen fängt alles an. 2008 ist der begeisterte Afrikareisende Christian Lindner mal wieder in Ghana und sieht auf einem Markt teure Kochutensilien in schlechter Importqualität. Kurzerhand ruft er seinen Mitarbeiter am Marktstand auf dem Winterfeldtplatz an und gibt ihm den Auftrag: „Werner, mach‘ ein Schild an den Stand: ‚Wir sammeln Kochtöpfe für Ghana‘”.

Eine spontane Idee, die das Leben von Bauer Lindner, der im Havelland Wurst- waren herstellt und mittwochs und sonnabends auf dem Schöneberger Markt verkauft, gehörig durcheinanderwirbelt. Und die zugleich typisch ist für den 64-Jährigen, der nun plant, in Ghana ein Krankenhaus fertigzustellen und eine Schule aufzubauen. „Immer nur reden nützt nichts“, sagt er, „man muss was tun, wenn man helfen will.“ Lindner trägt Lederhose, einen grünen Wollpulli, weißen Bart, ständig winken ihm Leute zu – Bauer Lindner kennen viele am Winterfeldtplatz.

Wie es mit den Töpfen weitergeht, erzählt der Film „Bauer Lindners Traum“ des Berliner Regisseurs Arpad Bondy, der voraussichtlich bald im RBB gezeigt wird: Viele Menschen spenden gut erhaltene Töpfe, und einer gibt Lindner den Rat, es doch mal bei WMF-Geschäften zu probieren, wo Kunden bei einem Neukauf für ihre alten Töpfe Rabatt bekommen. Immer schneller wachsen die Berge aus Kochutensilien auf Lindners Hof bei Nauen – praktisch, dass dort seit langem zwei alte Container stehen, in denen die Spenden verschifft werden können. In der Ghanaerin Hannah, die seit vielen Jahren in Schöneberg lebt und in ihr Heimatland zurück möchte, findet Lindner in allen organisatorischen Fragen eine helfende Hand.

Im ghanaischen Tema soll die Familie von Hannahs Schwester den Topfverkauf übernehmen, und vom Erlös wird Hannah mit Freunden einen Wurststand eröffnen. Lindners handliche Küchenmaschine ist schon vor Ort, und bei einem Besuch hat er die zukünftigen Mitarbeiter bereits in die Geheimnisse des Wurstmachens eingeweiht. „Eigentlich zeige ich den Ghanaern nur das, was ich seit 30 Jahren mache“, sagt Lindner, der bis Anfang April wieder in Ghana ist, um Hannah beim Geschäftsaufbau zu helfen. Es soll dort nicht nur Lammbratwürste – Lindners Spezialität auf dem Winterfeldtplatz –, sondern verschiedene Wurstsorten zu kaufen geben.

Und der tatkräftige Bauer möchte noch mehr: Zunächst durch Spenden und alte Krankenhausmöbel aus seinem eigenen Besitz ein unfertiges Krankenhaus in der Nähe von Kumasi fertigstellen. Vor allem aber will er der armen Landbevölkerung über ein Schulprojekt den Wert der Selbstvermarktung vermitteln. Der befreundete Ghanaer Frank Sarfo, der Pastor in Neukölln ist, hat Lindner nämlich von seinem großen Traum erzählt: „Ich möchte in Ghana eine Schule bauen.“ Lindners knappe Antwort: „Diesen Traum erfülle ich dir.“ Und so besucht Lindner nun zusammen mit Sarfos studierter Tochter Eugenia Lehrgänge des Auswärtigen Amts, in denen sie lernen, Bundesmittel für den Aufbau einer Schule in Kumasi zu beantragen.

Sollten die Mittel genehmigt werden, will Lindner über weitere Spenden und mit Hilfe von Freunden und seiner Schwester, die zurzeit in Peru eine Demokratische Schule aufbaut, sein Kindergarten- und Schulprojekt verwirklichen. Es soll auf den Prinzipien selbstbestimmten Lernens basieren und den Schülern einen Schulabschluss und eine handwerkliche Ausbildung ermöglichen sowie eine Studienfinanzierung umfassen. „Kinder aus ärmeren Schichten müssen die Chance haben, die Zukunft ihres Landes mitzugestalten“, sagt Lindner. Er kenne sehr viele Afrikaner, die vor der Armut ihrer Heimat geflohen seien, aber auch in Berlin keine Arbeit finden und sich hier unglücklich und entwurzelt fühlen.

Das Projekt des Bauern unter www.emua-hilfe.de

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