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Hitze in Berlin

© dpa

Hitze in Berlin: Heißes Pflaster

Viele halten das für einen Widerspruch: an einem so herrlichen Sommertag wie gestern arbeiten und trotzdem sein Vergnügen haben. Aber das geht. In der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz zum Beispiel. Wie sich Angestellte die warmen Tage versüßen.

Studentinnen flanieren in kurzen Röcken und eng anliegenden Tops zwischen den Regalen, junge Männer in knielangen Hosen und unregelmäßig geknöpften Hemden, die den Blick auf wohl proportionierte Muskeln freigeben. So viele Blicke fliegen durch den Raum, da geht mancher lieber zur Lektüre in die Bibliothek als zum Schwimmen ins Bad.

Auch in der Stabi gibt es einen quasi inoffiziellen Dresscode, sagt Elisabeth Furtwängler, Studentin der Kunstgeschichte: „Möglichst sexy.“ Sie selbst sitzt mit schwarzem Rock und braun-weiß gestreiftem Träger-T-Shirt an dem kleinen See hinter der Stabi und lässt die Beine im Wasser baumeln. Mit dem kühlen Nass verschönert sie sich zusammen mit ihrer Freundin Jelske Schlüter die selbst gestattete Mittagspause.

Ein bisschen weiter sitzen Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und beißen in belegte Brötchen. Ein paar Minuten Sonne fühlen und aufs glitzernde Wasser schauen, so holen auch sie sich den Sommer in den Büroalltag. Eine Frau trägt einen kurzen Jeansrock und T-Shirt, eine andere eine schwarze Anzughose und ein langärmliges Hemd. Einen offiziellen Dresscode gebe es nicht. Es komme darauf an, mit wem man Termine habe. Da die GTZ oft Delegationen aus den arabischen Ländern zu Gast hat, ist der Kleiderschrank der Mitarbeiter „kultursensibel“ bestückt. Die Temperaturen spielen eine Nebenrolle.

Drei Daimler-Mitarbeiter versüßen sich die Mittagspause wie viele, vor allem männliche, Angestellte am Potsdamer Platz mit einem Eis. Zur Anzughose tragen sie kurze Hemden, Krawatte muss aber auch bei 30 Grad sein. „Immerhin durften wir das Jackett zu Hause lassen“, sagen sie. Ja, doch, es bewegt sich was im Verhältnis von Angestellten zu ihrer Dienstkleidung. Bei 30 Grad im Schatten muss offenbar nicht mehr jeder Finanzberater, Manager oder Anwalt im geschlossenen Anzug schwitzen. „Es gibt keinen festgeschriebenen Dresscode bei uns“, sagt auch ein Sprecher der Deutschen Bank. Das könne jedes Team selbst entscheiden, je nachdem, was die Kunden wünschen. Aber es verstehe sich von selbst, dass man in Sandalen, auch wenn sie gepflegte Frauenfüße schmücken, „eher nicht ins Kundengespräch geht“.

Anwälte der Kanzlei Freshfields, Bruckhaus, Deringer strecken sich auf einer Rasenfläche aus. Die Männer legen das Jackett ab, die Kolleginnen zeigen die Beine unter dem Sommerrock unbestrumpft und strecken für ein paar Minuten die Füße ins kühle Gras. „Aah, herrlich“, sagt eine. Sommerfrische kann so einfach sein.

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