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2.07.2010: Die Hitzewelle macht den Berliner Grünflächen zu schaffen. Nicht nur vor dem Hauptbahnhof ist vom Rasen kaum noch was übrig.

© Mike Wolff

Hitzewelle: Viele Grünflächen in Berlin sind schon staubtrocken

Heute müssen alle einen über den Durst trinken: Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen. Und das am besten bereits früh am Morgen. Viele Grünflächen aber sind schon staubtrocken

Gegen Mittag ist es zumindest fürs Wässern des Gartens und auch des durstleidenden Straßenbaumes vor dem Haus schon zu spät. Das Gießen der Pflanzen soll am besten in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden erfolgen, damit möglichst wenig Wasser verdunsten und möglichst viel in den Boden sickern kann. Auch die Berliner Freibäder gehen so vor, daher ist hier der Rasen an vielen Stellen noch leidlich grün. „Dort, wo wie im Sommerbad Humboldthain viele Bäume stehen und Schatten spenden, sprengen wir auch schon mal bis in den Vormittag“, sagt Matthias Oloew von den Berliner Bäderbetrieben. Trotz dieser nassen Pflege appelliert Oloew in den Raucherzonen an die Vernunft der Besucher, keine brennenden Zigarettenkippen wegzuwerfen.

Manche Grünflächen wie der Große Tiergarten und der Schlossgarten in Charlottenburg werden ebenfalls ausgiebig gesprengt. In vielen anderen Parks und auch zwischen Hauptbahnhof und Bundeskanzleramt hingegen piekst nur noch gelbliche Steppe unter dem Handtuch. Im Mauerpark, in dessen unmittelbarer Nähe am Donnerstag aus noch ungeklärter Ursache ein Holzschuppen und ein angrenzender Wohnwagen ausbrannten, befindet sich auf der ausgedörrten Grasbrache mittlerweile so viel Erde, dass ein möglicher Funkenflug hier vermutlich kein Feuer entfacht hätte. Dennoch ist beim Grillen und Rauchen in allen Parks höchste Vorsicht geboten, wozu auch Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe (SPD) dringend rät. Darüber hinaus reagiert der Stadtrat gelassen auf die Trockenheit: „Die Physis unserer Parks ist so beschaffen, dass sie so ein Klima schon mal abkann“, so Gothe.

Menschen, vor allem Kleinkinder und Ältere, sind da wesentlich empfindlicher. Sie müssen sehr viel trinken – am besten jede Viertelstunde 150 Milliliter – und die größte Mittagshitze sowie direkte Sonneneinstrahlung meiden. Erste Warnzeichen für eine Überhitzung sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Herz-Rhythmus-Störungen. Um solchen Problemen und Schlimmerem vorzubeugen, empfiehlt Hanns-Christian Gunga, Professor für Weltraummedizin und extreme Umwelt an der Charité, morgens und abends das Körpergewicht zu kontrollieren. „Wenn die Waage über 48 Stunden einen Gewichtsverlust anzeigt, muss man zügig mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr gegensteuern”, sagt der 55-Jährige. Auch sollte man ungewohnte und große körperliche Belastungen tagsüber auf alle Fälle vermeiden, so Gunga.

„Alle Rasen zu bewässern, ist logistisch leider nicht möglich“, sagt Carmen Schultze, Pressesprecherin des Bund für Umwelt und Naturschutz Berlin. Man müsse sich darauf einstellen, dass so mancher Rasen bald braun und grau sein werde. Im Mauerpark und Görlitzer Bahnhof etwa sei dieser Zustand an vielen Stellen schon eingetreten. „Es bringt aber nichts, einzelne Bürger aufzurufen, ein paar Gießkannen darauf zu gießen“, sagt sie. Um solche großen Nutzrasen grün zu halten, seien große Bewässerungsanlagen vonnöten, doch nicht für jeden Rasen könne eine solche bereitgestellt werden. „Wir setzen solche Anlagen nur für große Nutzrasenflächen ein“, sagt Gröhler, Stadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Wiesen auf Mittelstreifen etwa gehen hingegen leer aus. Wie oft gegossen werde, hänge dabei, so Gröhler, von der Lage und der Nutzung der Wiese ab. So mancher Rasen muss jeden Tag gegossen werden, etwa im Preußen Park. „Das ist eben auch unheimlich teuer“, sagt Schultze. Die Bezirke könnten sich das nicht für alle Rasenflächen leisten. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber doch: „Mancher Rasen erholt sich nach einem Regenguss wieder“, sagt die BUND-Expertin.

„Man kann einen Rasen auch gewissermaßen erziehen“, sagt Thomas Büchner, Vorsitzender des Deutschen Rollrasenverbandes. Wenn der Rasen wenig Wasser bekäme, könne er sich auch daran „gewöhnen“ und längere Wurzeln ausbilden. Wichtig sei dabei nur, dass er nicht ganz austrockne.

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