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© dpa

Hoffest im Roten Rathaus: Feiern und frieren

So kalt war es noch nie auf einem Hoffest im Roten Rathaus. Die 3000 Gäste amüsierten sich trotzdem.

Wenn Klaus Wowereit zur Party einlädt, scheinen Wind und Wetter machtlos. Selbst der plötzliche Einbruch des Spätherbstes konnte der Feststimmung im Roten Rathaus am Dienstagabend kaum etwas anhaben. Bereits gegen 20 Uhr war an vielen Stellen kein Durchkommen. Mehr als 3000 Gäste waren zum Hoffest des Regierenden Bürgermeisters geladen, und kaum jemand schien zu fehlen. Bei jedem Regenschauer drängten sich Politiker aus Bund und Land, Künstler, Wirtschaftsleute, Medienschaffende und Sportler in den Katakomben des Roten Rathauses.

Einige Gäste versuchten verwegen, im Hof Schirme aufzuspannen, verhakelten sich aber bald in den Nebenstehenden. In jeder Nische des Berliner Regierungssitzes fand man Musikanten, was zu essen und zu trinken. Mitwirkende des Friedrichstadtpalasts, des Wintergarten Varietés und Cheerleader des Football-Clubs Berlin Thunder unterhielten die Gäste. Akteure des Kinderzirkus „Cabuwazi“ begrüßten Neuankömmlinge am Eingang mit Show-Einlagen.

Der Hausherr war pünktlich um 18 Uhr eingetroffen, frisch aus Osaka angereist. „Das ist ein gutes Wetter“, behauptete Klaus Wowereit trotzig – und verbreitete Optimismus: „Schließlich könnte es auch ununterbrochen regnen“. Nur als er die Ehrengäste aus der Partnerstadt Los Angeles begrüßte, schwang doch etwas Wehmut mit. „It never rains in Southern California“, zitierte der Regierende den Albert-Hammond-Klassiker.

Das ungemütliche Wetter ließ manchen Gast ungewohnt leger, um nicht zu sagen: cool, erscheinen. Der sonst stets elegant gekleidete KaDeWe-Chef, Patrice Wagner, erschien in rustikaler Lederjacke. Finanzsenator Thilo Sarrazin schlenderte im Trenchcoat durch die Menge, Wirtschaftsenator Harald Wolf fror im dünnen Jackett vor sich hin, während sein Parteifreund, der Landesvorsitzende der Linken, Klaus Lederer, bereits in dicker Winterjacke aufkreuzte. Für menschliche Wärme sorgte CDU-Landeschef Ingo Schmitt, der seine Verlobte, die Abgeordnete Stefanie Bung, vor den Fotografen herzte. Rolf Eden gab wie immer den unverdrossenen Sunnyboy, und auch Innensenator Ehrhart Körting, der nach Wowereit als erster Senatskollege auf dem Fest erschienen war, zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von den kühlen Temperaturen – zumindest was seinen Durst anging: „Na, dann erstmal ein frisches Bier.“

Allein Senatssprecher Michael Donnermeyer stapfte ein wenig melancholisch durch die Pfützen. Es war sein letztes Hoffest, das er fünf Jahre verantwortlich begleitet hat. Nun wechselt er in die Privatwirtschaft.

Gefeiert wurde parteiübergreifend. Neben Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke), den Berliner Bundestagsabgeordneten Karl-Georg Wellmann und Markus Löning (FDP) war unter anderen der frühere Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) gekommen.

Politisch ging es dennoch nur am Rande zu. Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, nutzte die Gelegenheit und kam vor der Fernsehkamera der RBB-Abendschau auf den aktuellen Justizskandal zu sprechen, der den Senat noch am Nachmittag beschäftigte. „Das ist mal wieder typisch für Berlin. Während wir uns hier über die Zustände in der Justiz unterhalten, wird uns gerade die Torte gereicht.“ gn, wie, wvb., za

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