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Stadtleben: Hot, hip and happening

Was Mode-Expertin Suzy Menkes in der „International Herald Tribune“ über die Stadt Berlin, die Fashion Week und die Bread & Butter schreibt

Für viele Modefans war es ein Ritterschlag. Erstmals bekam die Fashion Week in der vorigen Woche Besuch von Suzy Menkes, die seit 20 Jahren so ziemlich alles über Mode in der „International Herald Tribune“ schreibt. Darüber ist sie zu einer globalen Instanz geworden, ähnlich wie Vogue-Chefin Anna Wintour, bekannt aus „Der Teufel trägt Prada“. Am Dienstag druckte die Zeitung Menkes’ Bericht über den Besuch in Berlin unter dem vielschichtigen Titel „Berlin: Raw Energy“. Man kann das übersetzen mit „pure Energie“ oder auch mit „rohe Energie“, aber das Wort „raw“ enthält viel mehr. Es bezeichnet ungegerbtes Leder, ungewalktes Tuch, etwas, was sich im Naturzustand befindet. Suzy Menkes war zu Besuch in einer authentischen, einer ungeschminkten Stadt.

Sie hat sich nicht auf das beschränkt, was sie auf den Laufstegen zu sehen bekam. Ihren Bericht beginnt sie mit den in der Stadt verstreuten Relikten der Mauer, deren originale Grafitti eine ständige Erinnerung daran seien, dass in diesem Jahr ihr Fall 20 Jahre zurückliege. Die kulturelle Revolution, die mit der Vereinigung der beiden Stadthälften kam, wird für sie sichtbar in raffinierten Foto-Ausstellungen, Musik, die in alten Gebäuden pulsiert und Mode, die eine Stadt widerspiegelt, die sie als „hot, hip and happening“ bezeichnet, eine Stadt, die heiß ist, hip und in Bewegung.

Der Regierende Bürgermeister hatte sich schon vorab auf das Gespräch mit Suzy Menkes gefreut. Dabei war er eigentlich der Interviewte. Menkes zitiert ihn: „Wir versuchen reicher zu werden, aber sexy zu bleiben – das ist eine große Herausforderung.“ Sie erwähnt auch, dass die Kreativbranche in der Stadt 160 000 Arbeitsplätze stellt und zitiert Wowereit mit dem Satz: „Wir umarmen Kreativität.“

Für Menkes waren weder die Schauen auf dem Bebelplatz noch der Rückblick auf 30 Jahre Escada, in dem in „shocking pink“ getauchten Bodemuseum die Hauptsache. Als größten Coup bezeichnete sie den Einzug der Bread & Butter in den Flughafen Tempelhof. Straßenkleidung ist nach ihrer Überzeugung Berlins wichtigstes Modegeschäft.

Berlin könne zudem ein osteuropäisches Modezentrum werden, besonders für Länder wie Bulgarien, Ungarn oder Polen, ist ihre Überzeugung. Sie war begeistert von der Show von Michael Sonntag, hat Claus-Dietrich Lahrs interviewt, den Chef von Hugo Boss, und das legendäre Model Veruschka. Bei Lala Berlin hat sie sich umgeschaut, die Ferienmode von Strenesse Blue beschrieben, Wolfgang Joops Skizzen in der Wunderkind- Boutique begutachtet und mit Josef Voelk gesprochen, der in „The Corner“ viele internationale, aber noch wenig deutsche Designer führt, wie sie beobachtet. Am Schluss erfahren die Leser noch, dass kreativ zu sein in Berlin nicht so viel kostet wie anderswo, dass die Begeisterung so groß ist wie die Energie, und dass die Leute lernen, indem sie einfach machen. Ein Aspekt, der ihr vorige Woche wichtig war, kommt in ihrem aktuellen Artikel aber nicht vor: Die Bedeutung Deutschlands für die Entwicklung der Bio-Mode. Aber das war auch sicher nicht ihr letzter Bericht aus Berlin. Im November kehrt Menkes wieder zurück, zur Konferenz ihrer Zeitung „Techno Luxury Berlin 2009“. Rund 500 Teilnehmer diskutieren den Einfluss von Technologie auf Luxuswaren. Elisabeth Binder

Der Text im Internet unter

global.nytimes.com/style

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