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Stadtleben: In die Röhre geguckt

Die S-Bahn auf die Ferntrasse im Nord-Süd-Tunnel? Zu eng, zu hoch, nicht möglich – sagt der Konzern

Die Bahn rollt, aber eben nicht so schnell, wie von so manchem erhofft. Die S-Bahn könne nicht einfach so auf die Fernzugtrasse in den Nord-Süd-Tunnel gelenkt werden, sagte gestern der Berliner Bahn- Chef Ingulf Leuschel. Mit einer Weiche sei es nicht getan. Für so ein Kreuzungsbauwerk müsste viel Beton vergossen werden, ja, „wir müssten Häuser abreißen“.

Mit markigen Worten widersprach Leuschel damit Darstellungen der Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling. Sie hatte am Wochenende gefordert, sogenannte Duo-Bahnen im Nord-Süd-Tunnel einzusetzen. Diese haben – wie Fernzüge – einen Stromabnehmer auf dem Dach und – wie S-Bahn-Züge – einen am Boden. Damit könnte der Hauptbahnhof schnell an das Nord-Süd-Netz der S-Bahn und auch an den neuen Großflughafen BBI angeschlossen werden. Bislang ist dieser lediglich über die Stadtbahn zu erreichen.

Wie berichtet, will der Senat für 317 Millionen Euro eine Neubautrasse für die S 21 vom nördlichen S-Bahn-Ring via Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz schaffen, wo sie dann in den vorhandenen S-Bahn-Tunneln weiter gen Süden rollen könnte. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Wedding oder Westhafen und Hauptbahnhof würden die Züge erst in acht Jahren fahren; Baubeginn wäre 2009. Der zweite Abschnitt von Potsdamer Platz bis Hauptbahnhof, inklusive eines womöglich neuen S-Bahnhofs am Hintereingang des Reichstags, würde noch später kommen und ab 2018 gebaut werden.

Bis dahin sieht die Bahn keine Möglichkeiten, die S-Bahn in die Fernzugröhre zu schicken. Die Tunnel würden bereits jetzt intensiv genutzt. „Da ist kein Platz für einen 20-Minuten-Takt“, sagte Leuschel und widersprach damit dem Fahrgastverband Igeb. Der hatte gesagt, dass die Röhren nur zu einem Drittel ausgelastet seien.

In Hamburg etwa sind zwar Duo-Züge unterwegs, allerdings nur auf Außenstrecken, sagt die Bahn und argumentiert so: Hätte ein Fernzug Verspätung und würde die Röhre blockieren, hätte der S-Bahn- Verkehr das Nachsehen. Zumal die Systeme unterschiedliche Bahnsteighöhen haben. Die der Fernzüge sind 76 Zentimeter hoch und damit 20 Zentimeter niedriger als die der S-Bahn. Hielte eine S-Bahn an Fernbahnsteigen, entstünde eine „unüberwindbare Stufe“, sagte Leuschel. Rollstuhlfahrer wären dann auf mobile Rampen angewiesen – was bei S- und U-Bahn allerdings auch oft der Fall ist.

Bereits zur WM 2006 hatte die Bahn vier Duo-Züge aus München und Hannover ausgeliehen und diese im Tunnel zwischen Südkreuz und Gesundbrunnen eingesetzt. Ein „sauberer“, also pünktlicher Takt war aber nicht möglich. AG

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