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© Promo

Internet: Die Mauer steht wieder

Berlin baut die Mauer wieder auf - allerdings nur im Internet. Jetzt lässt sich das Bauwerk des Kalten Krieges im Tiefflug vom heimischen PC aus besichtigen.

Die Berliner Wirtschaftsförderung baut die Mauer wieder auf. Der innerstädtische Abschnitt zwischen Nordbahnhof und Schillingbrücke steht bereits, im Laufe des Jahres soll das Bauwerk durch die gesamte Stadt verlängert werden. Auch die provisorischen Wachtürme werden durch massive Betonkonstruktionen ersetzt. Finanziert wird das Projekt mit EU-Geld. Zu besichtigen ist es – einzig und allein – im Internet.

Am Anfang stand ein Datenberg. Der enthielt zum einen jene Computeranimationen, die in den 90ern in der roten Info-Box am damals noch unfertigen Potsdamer Platz gezeigt worden sind. Zum anderen gab es bereits ein Architekturmodell, in dem die innerstädtischen Gebäude als graue Klötze gespeichert waren. Unter Regie von Wirtschafts- und Stadtentwicklungsverwaltung und der Marketingagentur Berlin-Partner wurden diese Daten ergänzt und mit den Luftbildern von „Google Earth“ kombiniert. Resultat ist ein virtuelles Berlin, in dem prominente Gebäude beim „Herumfliegen“ am Bildschirm detailliert besichtigt und teilweise sogar betreten werden können. Im nächsten Schritt wurden nun die Mauer und einige Sehenswürdigkeiten ergänzt, die über eine Menüleiste auch deaktiviert werden können. Ein Mausklick also, und die Mauer ist wieder weg.

„Die Mauer ist eine Besonderheit, die wir visualisieren wollten“, sagt Projektleiter Falko Liecke von der Wirtschaftsverwaltung. So eigne sich das Programm für den Schulunterricht. Später könne es auch vermarktet werden – etwa als Vorlage für Stadtführer auf DVD.

Ursprünglich sollten die Daten nur für Wirtschaftsförderung und Stadtplanung bereitgestellt werden – doch dann wurden sie für geeignet befunden, möglichst viele Internetnutzer zu informieren. In den nächsten Monaten soll die Darstellung weiter verfeinert und die Mauer nicht mehr nur als halb durchsichtiger roter Balken, sondern in ihrem realen Aussehen dargestellt werden. Weil auch die ostseitige „Hinterlandmauer“ markiert ist, werden die Ausmaße des Todesstreifens deutlich – und der Wandel der Stadt, in der knapp 18 Jahre nach dem Mauerfall viele Neubauten den einstigen Grenzverlauf unsichtbar gemacht haben.

Mit der Simulation hat die Berliner Verwaltung die zweite Mauerdokumentation binnen weniger Wochen ins Internet gestellt: Erst kürzlich wurde unter www.berlin.de/mauer ein aufwendiges Info-Portal freigeschaltet.

Im Laufe des Jahres sollen nicht nur die bisher lediglich als Klötze stilisierten Wachtürme originalgetreu nachgebildet werden, sondern auch alle Gebäude im Ostteil der Stadt Konturen bekommen. Warum nur dort? Weil der EU-Fördertopf ausdrücklich ostgebunden sei, erklärt Liecke. 485 000 Euro stehen zur Verfügung. Wenn auch der Westen virtuell aufgebaut werden soll, wird wohl das Land Geld geben müssen. Stefan Jacobs

Download und weitere Infos:

www.3d-stadtmodell-berlin.de

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