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Stadtleben: Ist der aber süß

Kinderschokolade ist 40 Jahre alt Günter Euringer war der Junge auf der Packung

Er hat wohl eines der bekanntesten Gesichter Deutschlands: Günter Euringer war 32 Jahre lang der Junge auf der Kinderschokolade, lächelte dort mit unwirklich weißen Zähnen und akkurat gescheiteltem Goldblondschopf in die Welt. Bis das Unternehmen Ferrero 2005 entschied, dass ein neuer Kopf her müsse und Euringers Gesicht austauschte.

Gestern nun feierte die Kinderschokolade ihren 40. Geburtstag im Sony-Center am Potsdamer Platz. Neben Auftritten von Sarah Connor und Popbands wie den Hot Banditoz, glänzte Barbara Schöneberger neben Daniel Fischer vom ZDF als fidele Kinderquizmoderatorin: „Wie viel Milch gibt eine Kuh täglich?“, fragte sie und ergänzte: „Ich meine, eine durchschnittliche Kuh, so wie ich.“ Ansonsten rührte sie mächtig die Werbetrommel für Sarah Connor.

Natürlich, allerdings nur am Rande, war auch Euringer eingeladen. Das muss für den heute 44-Jährigen, der in München lebt und als Regisseur arbeitet, selbst die größte Überraschung gewesen sein. Noch vor kurzem bezweifelte er, dass „die bei Ferrero“ überhaupt noch wüssten, dass er lebe. Nichtsdestotrotz hat Euringer ein Buch darüber geschrieben, wie es ist, wenn man zum Repräsentanten eines Produkts wird: „Das Kind der Schokolade“ heißt sein im Schweizer Giger-Verlag erschienenes Werk.

Darin enthüllt er, dass er nach dem Foto-Shooting 1973 nur 300 Mark und keine Gratisschokolade erhalten habe. Doch das sei nicht schlimm gewesen, er möge gar keine Süßigkeiten. Im Sony-Center ist Euringer kaum wiederzuerkennen, hat dunkle Haare, Falten um die Augen und auch die Zähne blenden nicht mehr. Nur an der Stupsnase und dem geübten Lächeln glaubt man ihn noch zu erkennen. Neben Euringer steht Thomas Ohrner, der jahrzehntelang für den Schokojungen gehalten wurde und immer wieder dementieren musste. Die beiden Lockenköpfe sehen sich tatsächlich nicht ganz unähnlich.

Ob Euringer von der Schoko-Rolle auf Lebenszeit nicht genervt sei, fragt man. Ein knappes „Nö!“ ist die Antwort. Euringer berichtet, wie das Originalfoto ohnehin stark retuschiert wurde, bevor es auf die Verpackungen gedruckt wurde. Er bekam neue Ohren verpasst, ein Augenlid wurde angehoben und ein schiefer Zahn gerade gerückt. Fast jedes Jahr veränderte Ferrero das Bild wieder. Bis Euringer endgültig ausgetauscht wurde. lich

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