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Italienischer Botschafter: Berlin lässt ihn nicht los

Nächste Woche endet Antonio Puri Purinis Zeit als italienischer Botschafter. Wie Diplomaten anderer Länder will auch er sich von der Stadt nicht trennen.

Noch stapeln sich die Kunstbücher auf dem flachen Kaffeetisch im Amtszimmer des italienischen Botschafters. Aber schneller als gedacht brauchen sie ein neues Zuhause. Und das soll nach dem Wunsch des scheidenden Botschafters Antonio Puri Purini ebenfalls wieder in Berlin sein. Hier hat er seinen idealen Ort gefunden, an einem Europa der Kulturen mitzuarbeiten. In Berlin endet zwar seine diplomatische Karriere. Seiner Berufung, als Europäer Brücken zu schlagen und Identität zu stiften, will er von hier aus auch weiterhin nachgehen.

Eigentlich sollte er nach dem Wunsch der Politiker bis nach den Wahlen bleiben und seine guten Netzwerke zur Analyse nutzen. Doch dann erfuhr der 67-Jährige vor Pfingsten, dass er, da seit dem 1. Juni im Ruhestand, am 20. Juni aus der Botschaft ausziehen muss. Es tut ihm nicht leid um die schöne Innenausstattung, die er mithilfe seiner Frau Rosanna und seiner exzellenten Kontakte zu römischen Museen zuwege gebracht hat. „Ich bin glücklich, dass ich meinem Nachfolger das so übergeben kann“, sagt er. Immerhin war er stolz genug auf sein Werk, dass er neben den vielen Veranstaltungen für geladene Gäste an Freitagen den Palazzo in Tiergarten auch für alle anderen Interessierten zur Besichtigung öffnete. Er möchte jetzt rasch eine gemütliche Wohnung finden für seine persönlichen Bücher und Bilder. An Berlin genießt er neben den festen Bindungen zu Italien alles, was eine Kulturstadt ausmacht, „vor allem Kunst, Architektur, Galerien und die vielen jungen Künstler, die auch aus Italien so gern nach Berlin kommen“. Berlin sei zwar deutlich spürbar nördlich des römischen Limes, aber es sei eine offene Stadt. „Gegenseitiger Respekt ist hier wichtig, und vor allem ist Intelligenz sehr wichtig.“ Er genießt Berlin als eine Stadt, in der nicht nur das Geld zählt, „die sich noch entwickelt und ein festes Ufer erst erreichen muss“.

Noch hat er sich nicht für eine bestimmte Aufgabe entschieden, er ist aber nicht der erste Diplomat, den Berlin inspiriert, etwas anderes zu machen. Der frühere US-Botschafter John Kornblum wechselte nach über dreißig Jahren im Dienste der US-Außenpolitik 2001 zur Investment-Bank Lazard. Der ehemalige britische Botschafter Sir Peter Torry wurde 2007 Unternehmensberater und pendelt nun zwischen London und Berlin. In den 90er Jahren wechselte der frühere US-Gesandte Joel Levy zur Lauder Foundation und baute in der Rykestraße ein „Lauder Jüdisches Lehrhaus“ auf.

Puri Purini will einen anderen Weg gehen, vielleicht bei einem in verschiedenen europäischen Ländern verzweigten Unternehmen oder einer Stiftung. Auch angesichts der geringen Wahlbeteiligungen bei den Europawahlen will er dazu beitragen, die Gleichgültigkeit aus den Köpfen zu vertreiben. Elisabeth Binder

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