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Justiiiin! Der umschwärmte Jungstar sang am Sonnabend alle seine Hits.

© dpa

Justin Bieber in Berlin: Durch den Kreischwolf

Justin Bieber sang am Sonnabend vor 16.000 meist weiblichen Fans in der Berliner O2-World. Viele hatten schon tagsüber vor dem Halleneingang ausgeharrt.

Viertel vor neun war Schluss. Justin Bieber ist ja erst 17. Da verlangt der Gesetzgeber frühen Feierabend. In den anderthalb Stunden zuvor brachte Bieber alle Hits unter, die er nach dreijähriger Blitzkarriere bereits vorweisen kann: „One Less Lonely Girl“, „Favorite Girl“, „Baby“, „Somebody to Love“, die allermeisten handeln von großen Gefühlen.

16.000 fast ausschließlich weibliche Fans feierten Justin Bieber am Sonnabend in der ausverkauften O2-World in Friedrichshain. Noch am Nachmittag hatte der Veranstalter ein paar Restkarten in den Verkauf gebracht, sie waren schnell weg. Den ganzen Tag wurde die Halle nahe der Spree von Fans belagert, die ersten waren bereits am frühen Morgen aus München, Hamburg, Dresden und Österreich angereist.

Die Zeit bis zum Konzertbeginn gegen 19 Uhr vertrieben sich die überwiegend 12- bis 15-jährigen Mädchen damit, Plakate mit Liebesbotschaften und Smileys auf die Handinnenflächen zu malen und untereinander bunte Luftballons zu verteilen. Dazu übten sie das für Bieber-Konzerte typische Kollektiv-Kreischen.

Das sah dann zum Beispiel so aus: Die 14-jährige Clara Boedtcher mit den langen blonden Haaren ergreift die Initiative, bis die umstehenden Mädchen im Chor einfallen. Ihre Mutter Maggi sitzt daneben auf einer Bank und lächelt über die Begeisterung der Teenager. Ein bisschen müde ist sie, nach den acht Stunden Anreise aus Baden-Württemberg, wo ihre Tochter, die eigentlich aus Süd-Brasilien stammt, ein Auslandsschuljahr absolviert. Den Termin für den Deutschlandaufenthalt haben Mutter und Tochter extra so gelegt, dass Clara in Berlin den Auftritt von Justin Bieber erleben kann.

Als später am Nachmittag die Eingänge geöffnet werden, kommt es immer wieder zu kurzem Kreisch-Alarm in den Warteschlangen. Der ist so laut, man könnte meinen, die Fans hätten Bieber persönlich auf dem Balkon der 02-World entdeckt, aber der lässt sich nicht blicken. Als die Masse der Fans ihre Sitzplätze gefunden hat – auch die Oberränge sind schnell bis auf den letzten Stuhl belegt – tritt die Vorband auf die Bühne. Sofort gehen Massen an neonfarbenen Leuchtstiften in die Höhe, und der Sänger auf der Bühne bekommt den lautesten Applaus, als er verkündet, dass ja gleich, nicht mehr lange hin, Justin Bieber auftritt.

Erst am Freitag hatte es geheißen, der 17-jährige Kanadier werde demnächst Vater. Bald stellte sich die Internetmeldung aber als Aprilscherz heraus. Genauso wie Biebers eigene Nachricht zum ersten April, den er via Twitter verbreitet hatte: Seine Welttournee „My World“ müsse abgesagt werden. Doch das war alles bloß Jux, und so stand dem Glück der Berliner Fans nichts mehr im Weg. Auch deshalb, weil Biebers angebliche Freundin, die 18-jährige Disney-Schauspielerin Selena Gomez, nicht mit von der Partie sein sollte. Dafür aber Biebers Mutter, die an diesem Tag ihren 35. Geburtstag feierte und vom Sohnemann auf der Bühne vor der ersten Zugabe einen kerzenbestückten Kuchen überreicht bekam. Sogar beim Auspusten half er. Und die 16 000 sangen „Happy Birthday“.

Vier Tänzer und vier Backgroundsänger hatte Bieber dabei. Dass es im Vorfeld Gerüchte über ein angebliches Kuschelpop-Duett des Sängers mit Lena Meyer-Landrut gab, tat dem Bieber-Fieber erst recht keinen Abbruch: „Ich liebe Lena fast so sehr wie Justin, eifersüchtig bin ich deshalb nicht“, bewies die 12-jährige Isabelle Münde vor dem Konzert Großmut. Und ihre Schulfreundinnen aus Dresden mit den Fan-T-Shirts und den großen lilafarbenen Buchstaben „JB“ auf den Wangen nickten. Außerdem sei Lena ja sowieso viel zu alt für Justin, schließlich sei sie schon 19, hakten die Mädchen den unerfreulichen Gedanken, „ihr“ Justin könne sich ernsthaft verlieben, endgültig ab.

Was sie denn besonders an dem 17-jährigen Sänger lieben? „Alles“, gaben die vier dieselbe Antwort wie wohl viele andere Mädchen vor ihnen. Lena kam nicht, Justin Bieber gab sich dafür umso mehr Mühe. Er tanzte, spielte Klavier, turnte gekonnt über die Bühne. Und schwebte sogar im Riesenherz durch die Luft.

Eine ausführliche Konzertkritik lesen Sie am Montag im Kultur-Teil des Tagesspiegel

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