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© ddp

Karneval: Bonbons fallen weich

Am Sonntag ist es wieder so weit: Der 10. Karnevalsumzug rollt vom Kurfürstendamm aus durch die City. Trotz Schneeprognosen rechnen die Veranstalter mit 800.000 Zuschauern.

Die Fasanenfedern sind bestimmt eineinhalb Meter lang. Ihre Spitzen wippen hoch über der schillernden Kappe von Prinz Andreas II. Der heißt mit Nachnamen eigentlich Bloess und arbeitet in einer Messingfabrik. Aber bis Aschermittwoch ist er noch der Berliner Karnevalsprinz 2010. Am Mittwochvormittag sitzt der 45-Jährige mit fünf anderen Männern mit ernsten Mienen und Narrenkappen in der Ständigen Vertretung am Schiffbauerdamm: Drei in märchenhaften Karnevalsfantasieuniformen – und dennoch eher schweigsam. Und drei sehr gesprächige Herren in dunklen Jacketts. „Wir treffen uns hier zur Erklärung des 10. Berliner Karnevalsumzugs nach der Wende“, sagt einer der Sakko-Träger feierlich: Harald Grunert, Vorsitzender des Vereins Karnevals-Zug Berlin und Mitbetreiber der Ständigen Vertretung. Grunert war auch mal Karnevalsprinz. Damals, 1999, als er die Idee hatte, das Rheinland nach Berlin zu holen.

„In diesem Jahr gibt es ein kleines Handicap: Die Bonbons werden nicht so leicht zu finden sein – bei so viel Schnee“, sagt Grunert. Aber die Kälte könne keinen Jecken aufhalten, fügt der zweite Jackettträger, Schatzmeister Martin Hortig, hinzu. Der Zug starte am Sonntag um 11.44 Uhr am Steinplatz in Charlottenburg. Dann geht es rund um den Breitscheidplatz und den Ku’damm rauf und runter. 35 Karnevalsvereine aus Berlin und Brandenburg kommen mit ihren Wagen, dazu Tanzgruppen und Clubs.

750 Leute sorgen im Hintergrund und im Zug für einen reibungslosen Ablauf. Die Veranstalter erwarten 800 000 Zuschauer, wenn nicht sogar eine Million. Darunter 250 000 Kinder. „Früher trug man das Kostüm verschämt unterm Mantel, heute fahren Clowns und Cowboy souverän in der S-Bahn“, sagt Grunert. Das müssen sie auch, denn in Charlottenburg werden Sonntag zwischen 8 und 20 Uhr viele Straßen zwischen Ernst-Reuter-Platz und Tauentzienstraße gesperrt sein. 478 Halteverbotsschilder hätten sie gemietet und aufgestellt, sagt der Schatzmeister. Das sei ganz schön teuer, der Verein muss die Kosten selbst tragen.

Und warum lieben die närrischen Herren das Fest trotzdem so? Etwas pathetisch doziert Hortig, wie erfüllend es sei, als Karnevalsprinz Kinder und alte Menschen zu erfreuen. Auch er war schon mal Adliger auf Zeit. Prinz Andreas II. sagt, er möge Karneval „aus Spaß an der Freud“ und weil er im Fernsehen „Griechischer Wein“ singen darf. Die Federn wippen dann im Takt. Daniela Martens

Mehr Details im Netz:
www.karneval-in-berlin.de

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