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© Dirk Laessig

Karneval: Die Clowns tanzen über den Ku’damm

Herrje? Hei-jo! Die tollen Tage sind angebrochen – in der Stadt wird Fasching gefeiert. Nicht nur beim Karnevalszug am Sonntag.

Wer mutig ist, geht als Birne. Das Kostüm sei ja etwas gewagt, sagt ein Verkäufer in der Faschingsabteilung bei Karstadt am Ku’damm, der die Birnen verkauft. Man wirke doch irgendwie unförmig darin. Und dieser Hut aus Stengel und Blättern! Aber was soll’s – die tollen Tage sind angebrochen und da geht es nicht unbedingt um Schönheit. Und bei der Kälte kann man unter der Obstschale gut eine Skihose verstecken. Trotzdem gingen Piraten, Burgfräulein oder Spidermen besser, sagt der Verkäufer. Und Kinder suchen sich meist die Fledermäuse aus.

Wohin nun in der ganzen Pracht? Die Auswahl ist gar nicht so einfach. Denn obwohl man den Preußen nachsagt, Karnevalsmuffel zu sein, gibt es bis Aschermittwoch in der ganzen Stadt Partys. Und natürlich den großen Karnevalsumzug am Sonntag, der ab 11.44 Uhr durch Charlottenburg zieht. Start ist am Steinplatz, bis zum Nachmittag geht es dann einmal rund um den Breitscheidplatz, den Ku’damm rauf und runter. Die hoffentlich kälteresistenten Jecken von 35 Karnevalsvereinen aus Berlin und Brandenburg werfen den kleinen Fledermäusen von ihren Wagen aus Kamelle zu. Das Berliner Karnevalsprinzenpaar, Andreas II. und Judith I., grüßt vom letzten Wagen.

Die Berliner seien heute viel souveränere Kostümträger als noch vor zehn Jahren, sagt Harald Grunert, einer der Veranstalter vom Verein Karnevalszug Berlin. Grunert erwartet 800 000 Zuschauer, wenn nicht sogar eine Million, darunter 250 000 Kinder. Ab 15 Uhr wird der Karneval dann aus der City West nach Moabit verlegt: Da startet die große Karnevalsparty in der Universal Hall (Gotzkowskystraße 22, Karten für 11 Euro unter Tel. 791 34 62). Von der Nürnberger Straße aus bringen Shuttlebusse die Gäste gratis dorthin – rechtzeitig zum Auftritt der Tanzmariechen, Tanzgarden und des Prinzenpaares. Schon am Abend vorher wird in der Universal Hall Fasching gefeiert – mit Männerballett, Bauchredner, und Horst-Schlämmer-Parodie (ab 18 Uhr, Karten unter Tel. 604 60 38 ).

Richtiges Karnevalskabarett macht der Komiker Ades Zabel alias Edith Schröders bei der großen Faschingsrevue im BKA-Theater (Mehringdamm 34, Kreuzberg, Sonnabend 19.30, Montag 20 Uhr). Am Sonnabend wird nach der Vorstellung bei Retropop, Schnaps und Pfannkuchen die Bad-Taste-Party „Faschingsinferno“ getanzt (Karten für 12 Euro unter Tel. 202 20 07). Einen eher schwäbisch-internationalen Faschingsball organisieren die Betreiber des Restaurant Cantina Orange (Sonnabend, 20.59 Uhr Mittenwalder Straße 1, Kreuzberg, Eintritt frei): Zum Limbo-Wettbewerb gibt es Spätzle und Maultaschensuppe „mit albanischem Akzent“ und Karnevalsmusik.

Ein Stückchen Rheinland finden Narren im Gaffel Haus Berlin (Taubenstraße 26, Mitte). Am Sonnabend heißt dort das Motto ab 19.11 Uhr: „Kölle Alaaf – Schunkelalarm“. Und auch hier wird das schönste Kostüm prämiert. Für Frostbeulen, die den Karnevalszug lieber im Warmen erleben wollen, ist das Gaffel Haus am Sonntag die richtige Anlaufstelle: Ab 11.44 Uhr wird das Treiben in Charlottenburg dort in einer Live-Fernsehübertragung des RBB gezeigt. Und danach feiert man einfach weiter. Auch am Rosenmontag gibt’s dort ab 10.11 Uhr Public-Fasching-Viewing und Party. Und am Veilchendienstag wird ab 19.11 Uhr „besinnlich ausgeschunkelt“.

Kölsch, „halver Hahn“ und echte kölnische Karnevalsmusik gibt es am Rosenmontag sogar beim Gay Karneval, im Club The Box (19 Uhr, Englische Straße/ Gutenbergstraße, Charlottenburg, 5–7 Euro) – statt des Karnevalsprinzenpaars hält dort ein Faschingsdreigestirn Hof: „Prinz, Jungfrau und Bauer“.

Traditioneller, aber auch ziemlich „kölsch“ geht es dagegen zu in der „Hauptstadtkneipe Berliner Republik“ (Schiffbauerdamm 8, Mitte). Dort steigt am Rosenmontag eine „Riesenkarnevals-Party“ ab 15 Uhr mit „närrischem Liedgut“ (Eintritt 4 Euro). In der Hauptstadtkneipe trifft man auch wieder das Prinzenpaar.

Und den vielen bei Karstadt standesgemäß ausgerüsteten Seeräubern begegnet man wohl vor allem bei der Faschingsparty des Carneval Clubs Lichtenberg am Sonnabend im Nachbarschaftshaus Orangerie, Schulze-Boysen-Straße 38 (Karten für 15 Euro unter Tel. 547 710 35) . Denn dort lautet das Motto „Piraten an der Spree“. Aber vielleicht entdeckt man da auch eine mutige Birne.

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