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Kastanienallee

© Heinrich

Kastanienallee: Amüsiermeile befürchtet "wirtschaftliche Katastrophe"

Der Bezirk Pankow will die Kastanienallee in Prenzlauer Berg zugunsten des Straßenverkehrs umbauen - hat aber offenbar nicht mit den Anwohnern gerechnet, die gegen die Pläne Sturm laufen.

In Prenzlauer Berg formiert sich massiver Widerstand gegen die Pläne des Bezirks Pankow, die Kastanienallee zugunsten des Straßenverkehrs umzubauen. In einer ersten Pressekonferenz erklärte die Bürgerinitiative Bi-Kastanienallee die Umgestaltung zur „dummdreisten Zwangsbeglückungsmaßnahme“ und fordert zumindest die Erhaltung des Status Quo. „Eine der tollsten Straßen Berlins mit gewachsener Kiezstruktur wird dem Verkehr geopfert“, beklagt die Vorsitzende der Initiative, Michaela Hartmann.

Der Bezirk will auf der Amüsiermeile eine separate Spur für Radfahrer einrichten, aber dafür Parkplätze auf die Bürgersteige verlegen. Etwa die Hälfte des jetzt vorhandenen Parkraums würde dabei wegfallen. Diese Pläne des für Verkehr zuständigen Stadtrats Jens-Holger Kirchner (Grüne) waren aber bereits im Verkehrsausschuss auf Kritik gestoßen, der das Projekt erst einmal auf Eis legte – wegen „Unausgegorenheit“, so der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Roland Schröter. Er wünscht sich für die Umgestaltung mehr Mitsprache der Anwohner und der Unternehmer.

"Veränderungen ja, aber Verbesserungen"

Unternehmen, das sind hier: Souvenirshops, Cafés, Kneipen, Second-Hand-Läden, Kunst-Aussteller. „Für uns wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe“, sagt Sebastian Mücke, der den Konzeptladen „Luxus International“ betreibt. Er erinnert sich mit Schrecken an die unlängst erfolgte Gleisbettsanierung, die ihm Umsatzverluste von 30 Prozent bescherte. Eine erneute jahrelange Sperrung der Straße für die Umbauten würde für viele Mittelständler den Ruin bedeuten, befürchtet er.

Stattdessen verlangt die Bürgerinitiative vom Bezirk behutsame Renovierungen und Begrünungen, „aber keine komplette Umwandlung“ der denkmalgeschützten Kastanienallee. Auf einer Sondersitzung des Verkehrsausschusses am Donnerstag wollen die Protestler Stadtrat Kirchner 5000 Protestunterschriften überreichen – und hoffen darauf, dass sich in dem Gremium unter dem Druck der Öffentlichkeit keine Mehrheit für die 1,9 Millionen Euro teuren Umbauten findet.

Hoffnung macht den Aufständischen unterdessen Wolfram Kempe, der für die Linke im Verkehrsausschuss sitzt. Er beklagt, das Gremium sei von Anfang an „mit fertigen Plänen konfrontiert“ worden und wünscht sich eine Lösung wie im Fall der nahen Oderberger Straße. Dort waren Proteste gegen Umbaupläne des Bezirks abgeflaut, nachdem Behörde und Bürger an einen Tisch gebracht wurden.

Jörg Vogler

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