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© Kitty Kleist-Heinrich

Kindertheater: Auch nach 40 Jahren ist Grips noch jung

Berlins weltberühmte Jugendbühne feiert Geburtstag: Seit 40 Jahren macht das Grips linkes Theater – mit Riesenerfolg.

Die Methode des wohl berühmtesten deutschen Kinder- und Jugendtheaters ist seit Generationen zeitlos: Die Macher des Grips-Theaters nehmen ihr Publikum ernst, bringen es zum Lachen und Kreischen , wecken Sehnsüchte oder machen nachdenklich – und das seit genau 40 Jahren. „Unser Theater altert auf eine bestimmte Art und Weise nicht“, sagte Leiter Volker Ludwig, der gestern das Jubiläumsprogramm seines Theaters vorstellte. „Wir reagieren auf die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen immer neu.“ Die Bilanz des Hauses am Hansaplatz spricht eine deutliche Sprache: Das Grips-Theater ist seit seinen Anfängen so gut wie ausverkauft.

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 1969, als der linke Kabarettist Ludwig, der aus der Studentenbewegung kam, zusammen mit seinem Bruder sein erstes Kinderstück schrieb: „Stokkerlok und Millipilli“. Statt moralischer Märchen gab es im Grips plötzlich sozialkritische Stücke für ein junges Publikum, realistische Mutmachgeschichten, Erzählungen von bösen Hausmeistern oder Müttern mit Putzfimmel. „Unser Publikum hat immer erwartet, dass es auf der Bühne sieht, was es im Leben beschäftigt“, sagte der 72-jährige Ludwig, der als Erfinder des modernen Kindertheaters gilt.

1986 schließlich kam „Linie 1“ – die musikalische U-Bahn-Revue, die das Theater weltweit bekannt machte. Segen und Fluch zugleich: „Seit ,Linie 1‘ wird jedes neue Stück daran gemessen“, sagt Ludwig. Etwas selbstironisch reagiert das Grips nun mit seinem Jubiläumsstück darauf, das im Oktober uraufgeführt wird: „Linie 2 – Der Alptraum“ greift eine Figur aus „Linie 1“ auf, erzählt aber ansonsten eine eigenständige Geschichte. Die zugleich auch tief in die Geschichte des Grips eintaucht: Die Songs stammen neu aufgelegt aus den vergangenen 40 Jahren.

Die Auswahl war reichlich: Seit „Stokkerlok und Millipilli“ wurden 140 Premieren im Grips gefeiert, darunter 85 Uraufführungen. Im Repertoire sind 18 Produktionen, mit dem Podewil kam erst im Februar eine neue Spielstätte dazu. Pro Jahr werden etwa fünf Stücke neu entwickelt – eines davon war dieses Jahr eine deutsch-namibische Koproduktion: Nach einer koreanischen und litauischen gibt es nun auch eine namibische Version der „Linie 1“, die statt in der U-Bahn in Sammeltaxis und Eselskarren spielt. Vergangene Woche war Premiere von „Friends 4Eva“ in Windhoek. Europapremiere wird im Oktober im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler, Klaus Wowereit und dem namibischen Botschafter in Berlin sein. Er freue sich über die Anerkennung, sagte Ludwig – klagen, schimpfen und kämpfen, um den Stellenwert eines Theaters für Kinder und Jugendliche deutlich zu machen, werde er weiter.

Ein klein wenig Verjüngung musste pünktlich zum Jubiläum sein: So wird in den kommenden Tagen eine neue Website online gehen, und der Dauerbrenner „Linie 1“ bekam sieben jüngere Darsteller. Das Stück „Rosinen im Kopf“, eine Auseinandersetzung mit Medien und virtuellen Welten, deren Original aus dem Jahr 1974 stammt, wurde liebevoll neu aufgelegt. Unter anderem mit der Inszenierung eines eigenen Stücks von Dirk Laucke, einem der momentan meistgefragten jungen deutschen Dramatiker, zeigt das Grips jedoch auch 40 Jahre nach der Gründung, dass es seinem Anspruch treu geblieben ist: professionelles Autorentheater für Kinder und Jugendliche zu sein.

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