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© ddp

Kino: Kathleen Cieplik war das Vorbild zu Doris Dörries „Die Friseuse“

Hinter Kathi König aus Marzahn, der prallen Heldin aus Doris Dörries zu Recht bejubelter Komödie „Die Friseuse", steckt ein reales Vorbild auf Prenzlauer Berg.

Eine Friseuse oder Friseurin – das ist hier die Frage. Die alte, heute etwas verpönte Berufsbezeichnung oder die moderne, politisch korrekte? Für Kathi König aus Marzahn, die pralle Heldin in Doris Dörries Komödie „Die Friseuse“, ist das keine Frage, sie hält es mit der Tradition. Und auch Kathleen Cieplik aus Prenzlauer Berg, das Original zu der fiktiven Haarkünstlerin, gibt nichts auf modische Wortwahl. „Ich bin Friseuse“, erklärt sie selbstbewusst – obwohl der von ihr und einer Partnerin betriebene Salon in der Hufelandstraße 1 dann doch „Die Friseure“ heißt.

Die zu Recht bejubelte Premiere am Sonntagabend im Friedrichstadtpalast liegt hinter dem Film und seinem Team, und tags darauf ging es abends ins Adria, einem der Spielorte von „Berlinale goes Kiez“. Beide Male stand auch Kathleen Cieplik, Friseuse, auf der Bühne, das ist bei solchen Veranstaltungen selten. Ab heute nun muss sich der Film regulär im Kino bewähren, nach solchem Auftakt dürfte das kein Problem sein.

Es ist nicht leicht, Kathleen Cieplik während der üblichen Geschäftszeiten ihres Salons für einige nicht die Haarkunst berührende Fragen ans Telefon zu bekommen: Die Kunden gehen vor. Und sie will ihre Rolle als Vorbild für die Filmfriseuse auch gar nicht sonderlich herausstellen. Wenn es auch manche Berührungspunkte gebe: „Der Film ist nicht 1:1 mein Leben.“ Noch nie habe sie Vietnamesen über die polnische Grenze geholt, auch ihre reale Partnerin im Salon habe mit Kathie Königs Freundin Silke nichts zu tun, und ihr sei noch nie eine Kundin unter der Trockenhaube gestorben. Aber die Schlüsselszene des Films, die gab es. Geboren wurde sie in Hoyerswerda, zog früh nach Berlin, lernte dort Friseuse und machte nach der Wende in Oldenburg den Meister. Aber als sie in Berlin auf Stellensuche in einem Salon vorsprach, hieß es mit Blick auf ihre Pfunde nur: „Unser Beruf ist ein ästhetischer. Und Sie sind nicht ästhetisch.“ Nun, da hat sie sich eben selbstständig gemacht.

Was nicht einfach war. Die Filmszene, als sie einen muffeligen Banker zurechtweist, die Filiale – „So, das üben wir jetzt“ – verlässt und ihn tatsächlich zur Freundlichkeit bringt – das hat sich so ereignet. Ansonsten gilt: Nicht 1:1.

Aber auch so war sie beeindruckend genug, jedenfalls wurde einer ihrer Kunden aufmerksam, wies seine Frau, die Drehbuchautorin Laila Stieler, auf sie hin, die dann selbst mal die Haare schneiden ließ. Man plauderte, sah sich immer mal wieder, und allmählich entstand ein Drehbuchentwurf, was Kathleen Cieplik erst nicht sonderlich ernst nahm – bis die Autorin den Besuch mit einer Regisseurin ankündigte: Es war Doris Dörrie. Die erste Reaktion der Friseuse: „Schnappatmung. Ich habe versucht, meine Unsicherheit, Panikattacken zu verbergen, das hat wohl funktioniert.“ So gut, dass Doris Dörie sich ein paar Tage später selbst die Haare schneiden und färben ließ.

Der Kontakt zwischen den beiden Filmfrauen war an der Hochschule für Fernsehen und Film in München zustande gekommen, wo Doris Dörrie Professorin ist und Laila Stieler ein Seminar zu dem von ihr geschriebenen Film „Die Polizistin“ gab. Irgendwann kam die Frage, woran die Autorin gerade arbeite – der erste Schritt zum Film war getan. Bei den Dreharbeiten war die echte Friseuse oft dabei, ab und zu fragte man sie um Rat. Und wenngleich sie weiß, dass man den angesichts des tollen Teams nicht wirklich brauchte: „Man hat mir doch immer das Gefühl gegeben, ich gehöre dazu.“ Andreas Conrad

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