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Oliver Pocher

© dpa

Kino: Schräge Vögel

Der Kinofilm „Urmel voll in Fahrt“ feiert Premiere am Potsdamer Platz. Oliver Pocher und Oliver Kalkofe glänzen als Synchronstimmen.

Oliver Pocher liebt Tempelhof – „Tempelhof muss bleiben, wo sonst soll mein Privatjet landen?“ Der kleine Jungstar redet sich in Rage, schnappt sich Aufnahmegeräte und Notizen und liest Journalistenfragen vor, die er zügig selbst beantwortet. Na, das geht ja gut los.

Treffpunkt war ein Hotel am Potsdamer Platz. Eine knappe halbe Stunde findet Pocher Zeit, immerhin. Er ist wegen eines Staus an der Fanmeile eine Dreiviertelstunde zu spät gekommen und in Trainingsjacke zum Gespräch erschienen. Er, 30 Jahre alt, frecher Comedy-Star, Partner von Harald Schmidt – und vor allem: ein ziemlich schräger Vogel.

„Schusch“ heißt der im computeranimierten Film „Urmel voll in Fahrt“, der heute die Crème de la Crème auf den roten Teppich lockt. Und Pocher hat Schusch, einem besserwisserischen Schuhschnabel, seine Stimme geliehen. Am 1. Mai kommt der Film ins Kino.

„Uhh, ahhh, ietsch!“, macht Pocher, so ungefähr war das Training für die Sprechrolle. Klingt einfach. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Schusch gerade mal geschätzte 20 Sätze im gesamten Film spricht. „Ich habe mich sehr gut auf diese Rolle vorbereitet, ich bin sehr viel geflogen. Schließlich bin ich ein Vogel“, sagt Pocher und schiebt seine Unterlippe vor. In „Urmel voll in Fahrt“ glänzt die gesamte Riege der A-Klasse-Comedians. Anke Engelke spricht das liebenswerte Hausschwein Wutz, Wigald Boning den wirren Professor Habakuk Tibatong, Oliver Kalkofe den größenwahnsinnigen Barnaby. Das Urmel möchte im neuen Film ein Star werden und groß rauskommen. Nur zu blöd, dass es eine kleine Pandaschwester bekommen hat. Eifersüchtig und selbstbewusst verlässt der kleine Dinosaurier seine Insel Titiwu, um im Vergnügungspark des Geschäftsmannes Barnaby im Rampenlicht zu stehen. Doch Babu, der kleine Pandabär, folgt dem Urmel heimlich aufs Festland, und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Pocher alias Schusch kreist auf der Leinwand über der Szenerie und lässt kluge Kommentare hören, etwa: „Äch bän der Meister där Lüftä.“ Falsch geschrieben? Nein, Schusch hat einen Sprachfehler und Pocher Erinnerungslücken, wenn er an die Aufnahme denkt. „Ich kann mich kaum an diese Rolle erinnern, ich glaube, ich war dafür gerade mal drei Stunden im Studio.“ Anders Kollege Oliver Kalkofe, 40, der sich leidenschaftlich in seine Barnaby-Rolle eingefühlt hat. „Beim Sprechen im Kasten habe ich geschwitzt, gepresst – das war richtig anstrengend“, sagt der Fan der Augsburger Puppenkisten.

Doch Marionetten-Theater-Freunde dürfen beim 3-D-Film nicht zusammenzucken, sondern sollten sich lieber auf etwas ganz Neues einstellen. Bei den Stimmaufnahmen habe er in einem Kasten gestanden und die Filmfassung lediglich als Rohversion vor sich gesehen. Mithilfe des Regisseurs habe er dann seine Rolle entwickelt. Ein bisschen Barnaby stecke auch in ihm, gibt er zu: ein dicklicher Typ im schrillen Hemd, der kurz vor der Katastrophe einen Ausweg sucht. Kalkofe als Radiomensch liebt das Synchronsprechen, „was aber leider immer noch unterbezahlt wird im Schauspielgeschäft“, sagt er.

Mittlerweile sind nun doch 45 Minuten vergangen. Eine letzte Frage noch, zum Schluss. Herr Pocher, gibt es ein Leben nach Schusch? „Äh, ja, Germanys next Topmodel wartet auf mich mit seinen Superfrauen, und für Anfragen aus den USA würde ich auch mit Economy rüberfliegen.“ Vogelfreier Schnabel. Dankä für das Gäspräch.

Liva Haensel

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