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Knut

© ddp

Knut-Kino: Könige im Zoo-Palast

Knut ist zwar der neue Kinostar. Doch Pfleger Thomas Dörflein und ein kleiner Junge waren die Hauptperson bei der Filmpremiere. Für Knuts Ziehvater ist es ein besonderer Tag: "Das war doch sehr rührend“ gesteht er später.

Als alles Scheinwerferlicht erloschen ist, die Batterie der Mikrofone wieder eingepackt und die auf dem Bürgersteig vorm Zoo-Palast geparkten Promi-Fahrzeuge weggefahren sind, schlendert Thomas Dörflein mit Luis, dem siebenjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin, durch den Zoo. Zur Arbeit, zu den Wölfen, den Bären, dem Schlachthaus, zu Knut. Und, wie war es, sich im Film „Knut und seine Freunde“ so selbst auf der großen Leinwand zu sehen? „Sehr befremdlich“, sagt der Zoo-Tierpfleger. Er ist ein stiller Typ, und er hat manchmal nah am Wasser gebaut, „da musste ich ein bisschen aufpassen, das war doch sehr rührend“.

Mit Dörflein und dessen Kollegen Markus Röbke und Ronny Henkel verfolgten am Sonntag 1500 Premieregäste den Dokumentar-Kinderfilm. Während der Vorstellung mussten die TV-Teams und Fotografen draußen bleiben, kurz vor Ende schlichen sie sich geduckt herein wie die Wölfe auf der Leinwand. Derweil versorgten sich Journalisten gegenseitig mit neuesten Infos: „Dörflein hat keinen Zopf“, oder „Er hat gesagt, der Bär sei selbstverliebt.“ So einen als Papa im wirklichen Leben, dann ginge es vielen Kindern in Berlin besser, wurde woanders geraunt.

Im Kinosaal hörte man 90 Minuten lang Seufzer des Entzückens angesichts des bisher unveröffentlichten Bildmaterials – immer wieder „süüüß“ und „goldig“. Wie Pfleger Ronny zum Bären sagt: „Bist du aber schön“, und ihm einen Schmatz auf die Nase gibt! Wie Dörflein Knut augenzwinkernd lobt: „So behende, was du alles kannst!“ Jedes wegknickende Beinchen, jede tollpatschige Bewegung quittiert das Publikum mit „Oh“ und „Ah“. Zwischendurch werfen sich die drei Pfleger im Dunkel des Saals wissende Blicke von Eingeweihten zu. „Für mich war das schön, diese Erfahrung zu machen, Das, was ich für mich mitgenommen habe, trage ich in mir“, sagte Dörflein in das Mikrofon eines Journalisten. Hinterher gab es großen Applaus, viele Begeisterungsrufe, und einige Zuschauer erhoben sich sogar von den Sitzen. Klar, Knut ist der Star des Films, der auch bei den Eisbären in der Arktis spielt, Braunbärenkinder in Weißrussland beobachtet. „Natürlich beschreibt so ein Film den Beruf des Pflegers als eitel Sonnenschein, dabei ist es ein harter Job ohne Feierabend und zehn, zwölf Tagen Arbeit hintereinander“, sagt Zoo-Bärenkurator Heiner Klös, der zur Feier des Tages einen Eisbärenschlips gebunden hat.

Die Botschaft?

Regisseur Michael Johnson, 42, im Knut-T-Shirt sagt, der Film liefe auch in Österreich, bald in Frankreich und England, und „wir testen in den USA durch“. Seine Botschaft? „Dass wir Menschen verantwortlich sind für das, was wir anderen Lebewesen zufügen.“ Mit dem Film wird die Zoo-Umweltschutzmarke „Respect Habitats. Knut“ unterstützt, die Naturschutzprojekte in aller Welt finanziert. Der Soundtrack zum Film erscheint bald. Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz zufolge gibt es vier Interessenten, mit denen über einen Animationsfilm verhandelt werde. Knut könne noch ein Jahr in seiner jetzigen Anlage bleiben.

„Knut forever in Berlin“ steht auf den Buttons der Initiative der 65-jährigen Zehlendorferin Doris Webb, sie steht vor Knuts Gehege. „Wir haben schon Unterschriften aus Taiwan, Australien, Hawaii, Peking“. Gerade habe sie ein Radiosender aus Detroit in einem Interview gefragt, „wie Berlin eine solche Ikone an einen anderen Zoo weggeben könne“. Nach der Premiere wird vorm Gehege über jede Regung des doch noch recht kleinen Bären gefachsimpelt, viele hier kommen jeden Tag. „Jetzt macht er wieder seine Porno-Show“, sagt eine Frau verlegen - Knut macht an seinem Jutesack eindeutige Bewegungen. Wie sagte doch Regisseur Michael Johnson? Für eine Fortsetzung denke er an den Titel „Knut in Love“.

Annette Kögel

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