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Daniel Scheinhardt

© Privat

Komparsen am Filmset: Ein Herthaner bei Tom Cruise

Daniel Scheinhardt spielte früher in der Bundesliga. Als Komparse stand er neben Schauspieler Tom Cruise während der Dreharbeiten zum Film "Walküre" vor der Kamera.

Ein Flugplatz an der Ostfront, 1943. Eine Ju 52 der Nazis ist gelandet, mit Hitler an Bord. Die Luke öffnet sich, Soldaten steigen aus, sie tragen Waffen, Stiefel und Ledermäntel, es ist schließlich kalt draußen. „Und ich“, erinnert sich Daniel Scheinhardt, „ich komme hinter Hitler aus dem Flugzeug.“ Schnitt. Nächste Szene. Drei Sekunden hat sie vielleicht gedauert.

Scheinhardt spielte sechs Jahre bei Hertha BSC

Scheinhardt, 38 Jahre alt, ist ab dem 22. Januar im Kino zu sehen. Er spielt einen Offizier der Wehrmacht im Hollywoodfilm „Operation Walküre“ mit Tom Cruise, in dem der Attentäter Claus Graf von Stauffenberg gewürdigt wird. Scheinhardts Rollen sind kurz, er spricht nicht, ist nur einer von hunderten Komparsen – allerdings ein ziemlich bekannter: Scheinhardt war Fußballprofi. Er hat sechs Jahre bei Hertha BSC gespielt, ist 1990 mit den Berlinern in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen und hat später vor 60 000 Fans mit dem FC St. Pauli gegen die Bayern gespielt. Aber woher soll Tom Cruise so was schon wissen?

Scheinhardt ist in Charlottenburg aufgewachsen, lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Schmargendorf, die älteste Tochter geht aufs Gymnasium. Seit seinem Karriereende vor ein paar Jahren betreibt er eine kleine Werbeagentur, ist Spielervermittler – und durch Zufall an den Filmjob gekommen.  „Ich hab’ einen Kumpel, mit dem ich früher im Nachtleben unterwegs war“, erzählt Scheinhardt. „Der rief mich an und fragte: Du hast doch so blonde Haare und blaue Augen, Scheini.“ Der Freund arbeitete bei der Castingagentur, die für den Stauffenberg-Film Komparsen suchte, auch böse Komparsen: Blond und blauäugig, so sollte der Deutsche ja aussehen. „Ich lachte und fragte ihn: ,Du, wir haben uns lange nicht gesehen, oder?‘“ Scheinhardts Haare sind nur im Sommer ein bisschen blond, sonst braun, genauso wie die Augen. Er wurde trotzdem für die Drehs im Sommer 2007 gebucht.

Gedreht wurde im Sommer - in Wintermmänteln

An die Flugzeugszene im brandenburgischen Löpten, südlich von Berlin, erinnert er sich noch gut: an die schweren Stiefel, die Wintermäntel, dabei war Hochsommer, mehr als 30 Grad. „Da sind zwei Leute sogar umgekippt, so heiß war es in der Uniform.“ Doch die Szene spielte in der Kälte. Um nicht braun gebrannt auszusehen, mussten sich die Komparsen unter Schirmen verstecken.

Und wie war das so, einen Nazi im Film zu spielen? Manchmal beklemmend, vor allem, wenn überall Uniformen zu sehen sind. Aber er wusste ja, worum es geht, seit seiner Kindheit habe sein Vater mit ihm über die deutsche Geschichte gesprochen. Ihm seien solche Filme wichtig, in denen an den Widerstand erinnert wird. Die Uniform hat er nach dem Dreh abgegeben. „So was würde ich mir nun wirklich nicht in den Kleiderschrank hängen.“

Es ist eben ein Job, wie so viele. Scheinhardt hat mal im „Tatort“ mitgespielt („kleine Komparsenrolle“), aber auch im Hollywoodstreifen „The International“ („Da bin ich ein Cop aus New York“), der die diesjährige Berlinale eröffnet. „Das ist für mich so ein Hobby“, sagt Scheinhardt, „reich wirst du als Komparse ja nicht“. Das Angebot, in Tarantinos Hollywoodfilm „Inglourious Basterds“ mitzuspielen, hat er abgelehnt. Er hat ja noch seine kleine Agentur.

Karten für die Premiere am 22. Januar in Berlin bekamen die Komparsen nicht, aber kleine Einblicke in die Welt der Hollywoodstars. So habe Tom Cruise „immer gegrüßt, wenn man ihn in der Kantine gesehen hat“, sagt Scheinhardt. Fußball haben sie am Set aber nicht gespielt. „Cruise hätte eine gute Versicherung haben müssen.“ Scheinhardt lacht. Er war ein harter Abwehrspieler.

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