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Bushido

© ddp

Konzert gegen Jugendgewalt: "Nehmt mich nicht als Vorbild"

Zehntausende Besucher kamen zum Berliner Konzert gegen Gewalt an Schulen am Brandenburger Tor. Rapper Bushido zeigte sich von der Kritik an seinem Auftritt unbeeindruckt.

Mit dem Auftritt von Sarah Connor ging das Konzert am Abend zu Ende. "Schau nicht weg!" - unter diesem Motto riefen Musiker wie Gentleman und LaFee sowie die Bands Monrose, US5 und Mia etwa 110.000 Besucher zu einem gewaltfreien und friedlichen Start in das neue Schuljahr auf. Der umstrittene Rapper Bushido zeigte sich am Abend auf der Bühne direkt am Brandenburger Tor unbeeindruckt von der scharfen Kritik, die wochenlang vor seinem Auftritt die Schlagzeilen beherrscht hatte. Dem Rapper werden frauen- und schwulenfeindliche Texte vorgeworfen.

Zu Beginn der sechsstündigen Veranstaltung protestierten etwa 50 Menschen - darunter Politiker sowie Lesben- und Schwulenvereinigungen - eine Stunde lang gegen den Auftritt Bushidos. Unter den Demonstranten war auch der Berliner Grünen-Politiker Özcan Mutlu. Wegen Sätzen wie "Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel" ist nach Ansicht der Demonstranten Bushido als "Botschafter gegen Gewalt" ungeeignet. Bei der Kundgebung mehrere hundert Meter von der Bühne entfernt wurden auch Fotos von verletzten Opfern schwulenfeindlicher Angriffe gezeigt. Nach Angaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wurden seit 2005 vier Alben des Rappers auf den Index gesetzt.

Schimpfe für den bösen Rapper

Bushido konterte die Kritik bei seinem Auftritt mit den Worten: "Es geht heute nicht um die Demonstration von den Schwulen gegen mich", sondern es gehe um das Thema Gewalt. Dieses Thema werde auch von den Politikern gern kleingeredet. "Auch in Sachsen ist Gewalt gegen Ausländer nicht okay", sagte der Deutsch-Tunesier mit Blick auf die ausländerfeindlichen Übergriffe im Ort Mügeln vor einer Woche. Aber viele Politiker würden lieber auf den bösen Rapper Bushido schauen und schimpfen, als sich um rechtsextreme Umtriebe zu kümmern. Dennoch gab der Rapper, der schon einige Male mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, seinen jungen Fans eines mit auf den Weg: "Nehmt mich nicht als Vorbild."

Bei dem Konzert wurde auch eine 16-jährige Schülerin aus Schleswig-Holstein mit dem "Mut-Award" ausgezeichnet. Sie bekam den undotierten Preis, weil sie einer Mitschülerin bei einem Übergriff an einer Schule geholfen hatte. Überreicht wurde ihr der Preis von Sarah Connor.

Das Konzert zum Ferienende wurde von der Jugendzeitschrift "Bravo" und dem Musiksender Viva initiiert. Einer Emnid-Umfrage zufolge, die die Zeitschrift in Auftrag gegeben hatte, ist schon jeder fünfte Schüler in Deutschland Opfer von Gewalt auf dem Pausenhof geworden. Jeder Dritte habe Angst vor Übergriffen. (mit dpa)

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