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Locker vom Hocker. Ohne seinen Stetson läuft für Boss-Hoss-Frontmann Alec Völkel gar nichts. Und Cowboystiefel sind auf der Bühne sowieso Pflicht.

© Imago

Konzert: Mehr Mut zum Hut

Die Berliner Großstadtcowboys von BossHoss hatten vor fünf Jahren ihr Live-Debüt. Das muss gefeiert werden: Wie damals spielen sie am Sonnabend auf dem Gelände der Kulturbrauerei.

Am Anfang wurden sie für waschechte Amis gehalten. Wegen des original wirkenden Zungenschlags und ihrer Vorliebe für Countrymusik. Die sieben Musiker von The BossHoss nahmen das als Kompliment. Einige Zeit setzten sie sogar alles daran, dieses Missverständnis aufrechtzuerhalten. Auf Konzerten erzählten sie, wie sie sich in Texas beim Ausreiten begegnet seien. Klingt ja auch gut. Zumindest besser als die Wahrheit.

Tatsächlich haben sich Sänger Alec Völkel und Gitarrist Sascha Vollmer auf der Arbeit kennengelernt. Beide waren Grafikdesigner in einer Berliner Werbeagentur, fast zehn Jahre ist das her. Irgendwann verabredeten sie sich auf ein Bier und stellten dabei fest, dass sie die gleiche Musik mochten. Der Rest der Band stieß nach und nach hinzu. Daheim bei Völkel entstand schließlich die Idee, sich an einem mit Rockabilly unterlegten Coversong zu probieren. Diesen spielte die bis dahin namenlose Truppe auf Partys im Freundeskreis. Als dann der Name BossHoss stand, der auf ein Lied der 60er-Jahre-Band The Sonics zurückzuführen ist, ging alles weitere ziemlich schnell: Eine Plattenfirma nahm die Musiker unter Vertrag, 2005 erschien das erste Album „Internashville Urban Hymns“ und wurde ein Erfolg. Auf der Platte zog die Gruppe Hits von Künstlern wie Outkast, Britney Spears, Beck und Nelly durch den musikalischen Reißwolf.

Sie verstehen sich nicht als Coverband, das betonen die Großstadtcowboys um Alec „Boss“ Völkel immer wieder und verweisen auf die vielen Stücke aus ihrer Feder. Auf ihrer neuesten Platte „Low Voltage“, im April erschienen, covern sie trotzdem: „I say a little prayer“ von Dionne Warwick. Begleitet werden sie vom Filmorchester Babelsberg, so wie auf dem Rest des Albums. Es ist eine Zusammenarbeit, die im Dezember 2008 ihren Anfang nahm. Damals traten BossHoss mit den Potsdamer Musikern im Admiralspalast auf, 26 Mann befanden sich auf der Bühne. Der Musik schadete das nicht.

Seit ihrem Debüt veröffentlicht die Band fast jährlich ein neues Album. Zudem gibt sie pro Jahr bis zu 200 Konzerte. Besonders gerne spielen BossHoss in Berlin. Des Heimvorteils wegen. Und weil hier die meisten Zuschauer kommen. Routine sind die Shows deshalb trotzdem nicht, im Gegenteil. Die Aufregung sei besonders groß, sagt Sascha Vollmer, weil man hier besonders gut spielen wolle.

Dass BossHoss nun ihr fünfjähriges Jubiläum auf dem Gelände der Kulturbrauerei feiern, hat einen Grund: Hier – genauer: im Kesselhaus – gaben sie 2005 ihre Live-Premiere. Kurz darauf absolvierten sie hier auch ihr bestes Konzert, das sagt zumindest Sascha „Hoss“ Vollmer. 4000 Menschen kamen, um unter freiem Himmel zu feiern, zu tanzen, zu kreischen. Sie hörten selbst dann nicht auf, als von oben ein Wolkenbruch die aufgeheizte Stimmung abzukühlen versuchte. BossHoss-Fans sind offenbar hart im Nehmen.

Ein Konzert der Band ist ein bisschen wie Fasching: Die Gäste verkleiden sich, sind gut drauf und verlieren alle Hemmungen. Zur Standardausrüstung gehören neben dem obligatorischen Feinrippunterhemd auch Cowboystiefel und ein Stetson. „Shake your hips“, heißt der Titel der aktuellen Tour, wackel mit den Hüften. Eine Aufforderung, die im Grunde nicht nötig wäre. Weil Stillstehen bei der Musik von BossHoss unmöglich ist.

Sonnabend, 17 Uhr, Kulturbrauerei. Tickets: 42 Euro.

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