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Elke

© EMI/Kasskara

Konzert: Platt gemacht

Die Rockband El*ke floh im VW Polo aus dem Emsland nach Berlin – und überzeugte sogar die Toten Hosen.

Diese Geschichte beginnt in einem Kinderzimmer im Emsland und endet vorläufig in einem VW Polo: Drei Schulkumpels – Peter, Martin und Hubert – schrammeln im Alter von 14 Jahren in ihrer Bude, gründen mit Freunden eine Band namens „Swamphead“. Als der Erfolg ausbleibt, zerfällt die Band nach zehn Jahren wieder in ihre Einzelteile: Peter, Martin und Hubert. Sie reisen 2001 schließlich nach Spanien, spielen Songs von Rage Against The Machine auf der Straße, bessern so ihre Urlaubskasse auf und sagen sich: "Wir probieren’s einfach noch einmal."

Neue Band, neue Stadt, schon klar, aber wohin ziehen: Hamburg oder Berlin? Aus Kostengründen entschieden sie sich für die Stadt an der Spree. "Berlin bot uns einfach mehr Möglichkeiten, und deswegen haben wir uns damals ins Auto gesetzt", sagt Sänger Peter Bolmer, 30.

Das Auto. Das gehört fest zu ihrer Geschichte, schließlich war es namensgebend für die Band. Besser gesagt war es ihr Kennzeichen. Als Fluchtfahrzeug aus der Provinz diente ein VW Polo mit dem Kennzeichen EL - KE. Die Buchstaben "EL" stehen für ihre Heimat, den Landkreis Emsland. Erst zog es El*ke, wie sich die Band offiziell schreibt, nach Neukölln, aber nur sehr kurz, der Kiez gefiel ihnen nicht. Dann quartierten sich die drei in einer WG in Kreuzberg ein, direkt über dem mittlerweile legendären Ramones-Museum, das Florian Hayler vom Musikmagazin "Unclesallys" gegründet hat.

Und dann ging alles ganz schnell: 2005 erschien ihre Debüt-Single "Adrenalin", zwei Monate später eine zweite, dann das Album "Wilder Westen". Musikalisch bewegen sich die Jungs zwischen Rock, Neue Deutsche Welle und Punk. Diese Mischung setzten sie auf ihrem zweiten Album „Wir müssen hier raus“ fort. Prominente Fans sind die Toten Hosen: Denen hat die Musik so gut gefallen, dass sie die Jungs bei ihrem Tourabschluss 2005 neben den Beatsteaks auftraten ließen.

Im Juli erscheint nun ihr neues Album. "Wir sind reif geworden und haben uns mehr Zeit für die Texte genommen", sagt Peter Bolmer. Das neue Album ist im Tonstudio Wong in Kreuzberg entstanden. "Und wir haben verdammt viel im Proberaum am Album gearbeitet – aus Kostengründen." Die Jungs sind mit 30 Jahren etwas altersmilde: Das Wilde ist der Nachdenklichkeit gewichen und lange Nächte in Läden wie der "Ankerklause" oder im "Wiener Blut" haben sie gegen lange Nächte im Proberaum eingetauscht. Die musikalische Suche scheint vorerst beendet. Die Jungs sind angekommen, haben ihren Sound gefunden und auch ein anderes Kapitel beendet. Die Jungs-WG in Kreuzberg gehört der Vergangenheit an. "Es wurde zu viel. Wir haben ja nur noch aufeinander rumgehangen."

Mit ihren Liveauftritten haben sie sich einen Namen gemacht. "Es brodelt, wenn wir spielen", sagt Peter Bolmer. "Wir kochen, das Publikum kocht, und es ist einfach unsere große Leidenschaft, live zu spielen." In einer kleinen Vorabtour stellen sie nun ihr neues Album vor und spielen am Donnerstag in Berlin. Im Sommer folgen dann Festivals und Tour. Wie sich die Jungs da fit halten? "Ich werde etwas Sport treiben, und das Feiern lasse ich gerade etwas sein. Sonst hält man das nicht durch." Und gegen die Langeweile nehmen sie Freunde mit.

Ric Graf

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