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Waldbühne

© dpa

Konzerte: Wolken am Open-Air-Himmel

Von wegen nur Love, Drugs and Rock ’n’ Roll: Die Bedingungen für Freiluftkonzerte sind härter geworden Neue Auftrittsorte sind hinzugekommen, Anwohner protestieren und die Besucherströme verlagern sich.

Die Waldbühne hatte sie alle – Stars wie die Rolling Stones, U2 und Barbra Streisand traten dort auf. Doch während am kommenden Wochenende die Open-Air-Saison mit mehreren Konzerten startet, bleibt es auf der legendären West-Berliner Bühne ruhig. Nur acht Konzerte finden in diesem Jahr statt, unter anderem treten die Toten Hosen, die Söhne Mannheims und Dieter Thomas Kuhn auf. Laut dem Betreiber CTS Eventim AG wären zwölf Shows optimal gewesen.

Der Grund für die dünn besetzte Saison seien Anlaufschwierigkeiten, sagt Dieter Semmelmann, Chef der CTS-Tochter Semmel Concerts. „Man muss uns schon zwei Saisons Zeit geben. Da die Waldbühne erst im Herbst an uns übergeben wurde, waren wir mit vielen Verträgen zu spät dran.“ Die meisten Veranstalter würden mit einer einjährigen Vorplanungsphase rechnen. Acht Konzerte seien deshalb vollkommen in Ordnung. „Das sind drei Konzerte weniger als 2008, aber drei mehr als 2007“, sagt er. Für 2010 stünden schon vier Termine fest.

Durch den schleppenden Start der Waldbühnen-Saison dürfte sich vor allem einer bestätigt fühlen: Peter Schwenkow, Chef der Deutschen Entertainment AG (Deag). Er hatte in der Waldbühne seit 1981 das Sagen und musste sie 2008 an die CTS abtreten. Die Deag veranstaltet weiterhin unter anderem das Traditionskonzert der Berliner Philharmoniker – fragt sich, wie lange noch. Schwenkow ärgert sich über die CTS-Konditionen. Er müsse fünf Prozent mehr Miete als andere Veranstalter zahlen, das seien 17,5 Prozent der Einnahmen. Er habe maximal zwölf Prozent verlangt. Hinzu komme neuerdings auch eine „Strafgebühr“ von fünf Euro für jedes Ticket, das nicht über das CTS Ticketsystem verkauft wird.

Semmelmann äußert sich dazu zurückhaltend. Schwenkow müsse nicht mehr zahlen als andere. Es sei wohl nachvollziehbar, dass Eventim als Ticketsystem auch die Waldbühnen-Karten verkaufen wolle. Innensenator Ehrhart Körting (SPD), dessen Verwaltung der CTS Eventim AG im September den Zuschlag für die Waldbühne gab, sieht ebenfalls keine Probleme. „Die Auslastung der Waldbühne ist respektabel“, sagte Körting. Die Preisgestaltung sei Sache des Pächters.

Doch ist die Situation auf dem Veranstaltungsmarkt derzeit generell schwierig sei, das bestätigt auch Dieter Semmelmann: „Die Konkurrenz hat sich verschärft.“ Branchenkenner stimmen zu. „Die Besucherströme verlagern sich. Mehrere Veranstaltungen finden in der O2-World statt, die sonst open-air gelaufen wären. Das ist auch für uns ein neues Szenarium“, sagte Wolfgang Köllen, Betreiber der Kindl-Bühne Wuhlheide. Gemeint sind Konzerte wie die Eagles und Neil Young. Trotzdem ist Köllen zufrieden. Seine Spielstätte räumte 2008 den deutschlandweiten Lea-Preis „Beste Location“ ab. Nun stehe ihr eine der besten Saisons bevor: 15 Shows fest gebucht, unter anderem mit Peter Fox, The Boss Hoss und Pearl Jam. Bewertet wurden unter anderem die Bandauftritte und die Qualität von Gelände und Service. Dass die Waldbühne hier Nachholbedarf hat, scheint der neue Betreiber verstanden zu haben. „Wir haben die Gastronomieversorgung komplett erneuert“, sagte Semmelmann.

Die Zitadelle Spandau veranstaltet in diesem Jahr das vierte „Citadel Music Festival“. Ein großer Erfolg, dennoch ist Veranstalter Trinity Concerts mit der Ausbuchung der Saison nicht zufrieden. „Bislang haben wir 22 Konzerte auf dem Programm, 25 wären optimal“, sagt Mitarbeiter Christopher Brosch. Ein monatelanger Rechtsstreit mit Anwohnern um angeblich zu hohe Lautstärken hatte Trinity mehrere Verträge mit Bands wie Faith No More oder Limp Bizkit gekostet. Die Erstere spielt nun in der Wuhlheide.

Auch sind in Berlin neue Konzertorte hinzugekommen. Dass neuerdings die O2-World mitmischt, bekommen auch Brosch und seine Kollegen zu spüren. Gerne hätten sie Neil Young nach Spandau geholt, der dort im Vorjahr auftrat. „Die Gründe, weshalb sich ein Künstler für die eine und nicht die andere Bühne entscheidet, sind nicht immer zu durchschauen“, sagt Brosch. Manche Künstler bestehen eben auf einer Lichtshow oder wollen das Risiko nicht eingehen, dass die Show verregnet. Doch trotz Konkurrenz sei man zuversichtlich: Während die O2-World und Wuhlheide jeweils 17 000 Besucher fassen und die Waldbühne 21 000 Plätze hat, zählt die Zitadelle Spandau mit rund 10 000 Stehplätzen zu den kleineren Locations. „Deshalb bieten wir ein Gesamterlebnis und schmeißen den Besucher nicht gleich nach dem Konzert raus“, so Brosch. Damit wolle sich die Zitadelle von den Konkurrenten abheben. Auf dem Gelände ums Kraftwerk Rummelsburg, das Trinity Concerts ebenfalls betreut, bleibe es hingegen vorerst ruhig. Konzerte seien 2009 nicht geplant.

Und noch ein neues Open-Air-Gelände drängt auf den Markt: Auf dem Flughafen Tempelhof finden 2009 zwei große Festivals statt – im Juli die „Pyromusikale“ und Anfang August das „Berlin Festival“ mit Bands wie Deichkind und den Kilians. Laut Katja Potzies, Sprecherin vom Berliner Immobilienmanagement (BIM), sind auch Solo-Konzerte in Planung: „Wir haben bereits Anfragen von Rockbands vorliegen“, sagt sie. Sogar im Hangar könnten schon bald Shows stattfinden.

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Ulrike Worlitz

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