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© Kitty Kleist-Heinrich

Kreuzberg: Jetzt wächst Gras über die Ruine

Eigentlich sollte der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park die deutsch-türkische Freundschaft im Bezirk symbolisieren. Doch er erinnert er eher an eine Müllhalde. Nach zehn Jahren soll der Brunnen nun abgetragen werden. Damit endet ein jahrelanger Streit.

Momentan sieht er aus wie eine Mischung aus Steinbruch und Müllhalde: Der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park verfällt seit mehr als zehn Jahren. Das soll sich nun ändern. Nach Plänen der Friedrichshain-Kreuzberger Umweltstadträtin Jutta Kalepky (parteilos, für die Grünen) sollen im August der Zaun entfernt und Schotter sowie Teile der maroden Natursteine abgetragen werden. Die Betonstufen im mittleren Bereich bleiben erhalten, auf beiden Seiten soll Rollrasen die Ruine verschönern.

Beim Bezirksamt heißt es, dass der Brunnen bislang aus Gründen der Beweissicherung für Parkbesucher habe gesperrt bleiben müssen: Seit Jahren lag der Bezirk im Streit mit dem Schöpfer des Brunnens, dem Bildhauer Wigand Witting. Der hatte die begehbare Anlage 1998 nach dem Vorbild der Kalkstein- Terrassen im türkischen Pamukkale gebaut, als Symbol der deutsch-türkischen Freundschaft im Bezirk. Schon nach dem ersten Winter jedoch wurden in den Steinen der Wasserbecken Risse entdeckt. Der portugiesische Olith, ein rötlicher Kalksandstein, hatte sich mit Wasser vollgesogen und bröselte im Frost.

Nach acht Jahren Rechtsstreit und sechs verschiedenen Gutachten – Kosten: 50 000 Euro – bestätigte im November 2008 das Berliner Kammergericht das Urteil gegen Witting in letzter Instanz. Rund 1,1 Millionen Euro Schadensersatz soll der Bildhauer zahlen, weil er den ungeeigneten Stein ausgewählt habe. Im März wurde das Urteil rechtskräftig.

„Mit dem Rasen soll auch Gras über die ganze Geschichte wachsen“

„Immerhin geht es nun voran“, sagt Rainer Voss, Sprecher einer Anwohnerinitiative, die sich für den Park und den Brunnen engagiert. Bis der Schotter abgetragen, der Rasen angewachsen sei und danach die letzten Absperrungen entfernt würden, dauere es wohl bis zum nächsten Frühjahr, schätzt Voss. Und überhaupt: „Mit dem Rasen soll auch Gras über die ganze Geschichte wachsen“, fürchtet er. Er habe den Verdacht, dass in dem Brunnen am Westrand des Parks nie wieder Wasser fließen werde.

Was nach der ersten Verschönerungsrunde, deren Kosten von bis zu 80 000 Euro der Bezirk trägt, mit der Anlage geschieht – darüber soll nach Auskunft von Stadträtin Kalepky nun eine Ideenwerkstatt entscheiden. Zu der würden neben Vertretern der Politik auch interessierte Anwohner, also auch die bestehende Initiative, eingeladen. „Die Teilnehmer sollen ergebnisoffen an der mittel- und langfristigen Planung arbeiten“, sagt Kalepky. Mitte September soll das erste Treffen stattfinden. Sie gehe davon aus, dass auch Wigand Witting an der Werkstatt teilnehme, sagt die Stadträtin. Der Bildhauer hat das Urheberrecht für die Anlage. Nach einem ersten Gespräch bestehe ihrer Einschätzung nach aber die Möglichkeit, dass er davon keinen Gebrauch mache.

Wer die Kosten für die langfristigen Planungen tragen soll, ist noch unklar. Die Frist für Wittings Schadensersatzzahlung läuft heute aus. Als Bezirk sei man gehalten, entsprechend dem Urteil gegen Witting vorzugehen, sagt Kalepky – und fügt hinzu, sie wolle in der nächsten Woche schauen, „wie die Gelder aktiviert werden können“. So oder so müsse man sich parallel zur Planung um die Kosten kümmern.

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