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Kreuzberg: Neue Grundschule am Marheinekeplatz

In der Bergmannstraße eröffnet voraussichtlich 2009 eine Evangelische Grundschule. Von dem Vorhaben erhofft sich die Bezirksverwaltung bildungsnahe Familien im Stadtteil zu halten. Diese ziehen nämlich häufig um, sobald die Kinder ins schulpflichtige Alter kommen.

Es war eine Zitterpartie – doch seit gestern ist der Erfolg nah: „Einfach toll“, freut sich Annerose Steinke von der Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg. Nach langem Hin und Her hat das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain am Dienstag entschieden, dass die Räume der einstigen Rosegger-Grundschule an der Bergmannstraße künftig die öffentliche Grundschule eines freien Trägers beherbergen sollen. Einziger Bewerber ist die Schulstiftung. Sie will eine evangelische Grundschule einrichten und hat nun beste Chancen. Bezirkspolitiker setzen große Hoffnungen in das Projekt. Es könne die Abwanderung bildungsnaher Familien aus Kreuzberg abbremsen, heißt es. Wie berichtet, wollen die Eltern ihre Kinder nicht in Schulen mit hohem Migrantenanteil schicken, wie sie in Kreuzberg die Regel sind. „Das Bezirksamt will für die neue freie Schule einen Erbbauvertrag aushandeln,“ sagt Schulstadträtin Monika Herrmann (Grüne). Das Gebäude solle spätestens nach den Sommerferien in einem Interessenbekundungsverfahren ausgeschrieben werden.

„Wir werden uns sofort bewerben“, kündigt Angelika Klein-Beber vom Förderverein Evangelische Schule Kreuzberg an. Der Verein habe sich schon 2006 beim Bezirksamt um den Standort bemüht. Die Rosegger-Grundschule wurde 2004 in dem denkmalgeschützten Gebäude am Marheinekeplatz geschlossen. Bislang wurde es noch vom Oberstufenzentrum für Körperpflege genutzt.

Schon im Schuljahr 2009/10 könnte die neue Schule eröffnen

Falls der Förderverein den Zuschlag erhält, würde die Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg das Haus für den Verein übernehmen und „so schnell wie möglich“ mit zwei ersten Klassen mit insgesamt rund 50 Kindern im Ganztagsbetrieb starten. „Das könnte was zum Schuljahr 2009/10 werden“, heißt es. Siebzig Interessenten gebe es schon. Der Unterricht soll reformpädagogisch orientiert sein mit Elementen der Montessori-Pädagogik. Parallel zum Aufbau der Schule strebe man jahrgangsgemischte Klassen an. Und: „Die Schule steht Kindern aller Konfessionen offen.“ Protestanten würden nicht bevorzugt, nur der evangelische Religionsunterricht ist Pflicht.

In Berlin und Brandenburg betreibt die Stiftung 26 eigene Schulen. Finanziert werden sie mit staatlicher Förderung, Spenden, Eigenmitteln und Schulgeld. Das erste Kind zahlt 45 bis 150 Euro im Monat, je nach Elterneinkommen. Stadträtin Herrmann sieht einen deutlichen Vorteil: „Von allen freien Initiativen im Bezirk ist dies das geringste Schulgeld.“

Hochschulprojekt von türkischem Bildungsinstitut wird abgelehnt

Für den Standort an der Bergmannstraße 28 hatten sich auch das türkische Bildungsinstitut „Tüdesb“ und die Hochschule für Weltmusik beworben, Tüdesb wollte eine Gymnasial- und Realschule eröffnen. Doch beide sind nun mit der Bindung an eine Grundschulnutzung aus dem Rennen. Das Bezirksamt sprach sich dafür aus, weil der Bedarf hier bis 2011 wachsen soll. Schon jetzt sind Kreuzbergs Grundschulen überfüllt. In der Mittel- und Oberstufe sinkt dagegen bereits die Nachfrage wegen des Geburtenrückgangs nach der Wende. Dennoch war das Projekt einer evangelischen Grundschule stark umstritten. Vor allem die staatlichen Grundschulen fürchten, ihre wenigen deutschen Kinder an die neue Schule zu verlieren. Inzwischen geht es aber offenbar nur noch darum, diese begehrten Familien wenigstens im Bezirk zu halten – egal auf welcher Schule. (CS/mj)

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