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Werbung für Kreuzberg. Die Oranienstraße ohne das SO 36 ginge ja nun gar nicht. Foto: ddp

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Kreuzberg: SO36 ist Club des Jahres

20 000 Euro Preisgeld und Glückwünsche von den Toten Hosen: Der Kreuzberger Punkclub SO36 ist der Club des Jahres 2009. Die Zukunft scheint vorerst gesichert.

Bei der Verleihung der Live Entertainment Awards in der Hamburger Color Line Arena setzte sich das SO36 gegen die Veranstaltungsorte Zeche in Bochum und Domicil in Dortmund durch. Der Preis wird jährlich in 15 Kategorien vom Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft, dem Verband der Deutschen Konzertdirektionen und dem Magazin „Musikmarkt“ verliehen.

Mit seinem schrillen Punkpublikum, unglaublichen Lautstärken und regelmäßigen Straßenschlachten nach den Konzerten verfügte der Konzertsaal nach seiner Eröffnung im Jahr 1978 nicht gerade über einen tadellosen Ruf. Vieles hat sich in den vergangenen 30 Jahren geändert, doch den festen Platz in der alternativen Subkultur hat der Club nie verloren. Mit den 20 000 Euro Preisgeld rückt der Laden auch den notwendigen 80 000 Euro für die dringend notwendige Schallschutzmauer ein Stückchen näher. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, sagte Nanette Fleig vom SO36-Team, „vor allem, weil hier stellvertretend das Werk von drei Generationen von Clubbetreibern geehrt wird.“ Mit einer großen Siegesfeier unter dem Motto „SO36 bleibt“ wollen die Betreiber sich am Freitag bei allen Unterstützern bedanken, die der Halle seit Jahren die Treue halten.

Im letzten Jahr stand der Veranstaltungsort noch kurz vor dem Aus. Der Mietvertrag war überraschend gekündigt worden, gleichzeitig drohte ein Anwohner mit einer Klage wegen Lärmbelästigung. Das Ordnungsamt schickte ein Schreiben mit Auflagen zur Lärmreduzierung. Entweder nur noch Zimmerlautstärke oder der Einbau einer Schallschutzmauer standen zur Debatte. Das SO36 entschied sich für Letzteres, doch dafür fehlte das Geld. Mit Spendenaktionen und Partys versuchen die Betreiber seither den Betrag zusammen zu bekommen. Viele Geschäfte und Kneipen in Kreuzberg haben ein trotziges „SO36 bleibt“-Banner im Schaufenster gehisst.

Über einen neuen Vertrag wird mit der Vermieterin schon länger verhandelt. Mit etwas Glück ist das Fortbestehen demnächst bis auf weiteres gesichert. Die Berliner Kulturszene kann wohl vorerst aufatmen. Da kommt die Auszeichnung aus Hamburg gerade recht.

Die Toten Hosen schickten noch am Abend Glückwünsche aus Düsseldorf nach Berlin. Sie versicherten, sich auch weiterhin für das SO36 als wichtiges kulturelles Zentrum einsetzen zu wollen. Die Band hatte im letzten Jahr ein Benefizkonzert in dem Saal gespielt, um Geld für die Umbauten zu sammeln. Knapp 18 000 Euro kamen bei dem ausverkauften Auftritt zusammen. Die Toten Hosen sind eine der wenigen Bands, die es fast ebenso lange gibt wie das SO36 selbst. Das erste Mal spielten die Düsseldorfer hier am 30. April 1982.

Auch Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) gratulierte am Donnerstag dem Laden in der Oranienstraße. „Mit dem Preis wird eine wichtige Kreuzberger Kultureinrichtung gewürdigt“, sagte er. „Das trifft genau die Richtigen und noch dazu in einer sehr schwierigen Situation.“ Schulz kündigte an, am Freitag auch zu der Feier kommen zu wollen. Er hatte sich in den letzten Monaten für das Bestehen der Halle eingesetzt und erfolgreich im Konflikt zwischen der Retus-Hausverwaltung und dem Verein Opus 36, der den Club betreibt, vermittelt.

„SO36 Bleibt“-Party. Heute 21 Uhr, Eintritt 3 Euro. Live: Casino Gitano, The Runaway Brides & A Pony Named Olga

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