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Martin Woelffer

© Tsp

Kudamm-Bühnen: Nur die Komödie bleibt

Heute stellt der Investor sein Konzept zur Zukunft der Ku’damm-Bühnen vor. Nur eine wird ihren Spielbetrieb fortsetzen.

Von den beiden Ku’damm-Bühnen bleibt auf lange Sicht wohl nur die Komödie am Kurfürstendamm übrig: Nach Tagesspiegel-Informationen soll das Boulevardtheater einen neuen und größeren Standort im Ku’damm-Karree erhalten, das der irische Investor Ballymore Group umbauen will. Am heutigen Mittwoch wollen Ballymore und Intendant Martin Woelf fer eine Vereinbarung vorstellen.

Woelffer wollte sich gestern noch nicht zu Einzelheiten äußern, sprach aber von einer „langfristigen Perspektive für den Theaterstandort“. Anders als die Komödie soll das benachbarte Theater am Kurfürstendamm schließen, wenn die Neugestaltung des Gebäudekomplexes rundum beginnt. Das bestätigte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Am Montag sei dem Bauamt ein Gesamtkonzept für das Ku’damm-Karree vorgestellt worden, das vor allem Büros und Läden vorsehe. Bis zu einem Bauantrag könne es aber noch „lange dauern“, zuvor seien ausführliche Bauberatungen nötig.

Die Ku’damm-Bühnen kämpfen seit Ende 2005 um ihre Rettung. Damals plante eine Immobiliengesellschaft der Deutschen Bank ein Shoppingcenter und kündigte beiden Spielstätten zum Jahresende 2006. Wegen zahlreicher Proteste wurde die Frist später verlängert. Dann wechselte das Ku’damm-Karree zwei Mal den Besitzer, Ballymore ist seit Mitte 2007 Eigentümer. Die Mietverträge der Theater sind seit Monaten abgelaufen. Noch werden sie aber geduldet und überweisen auch weiterhin Miete.

Fraglich scheint, wie viel vom alten Ambiente in dem geplanten Theaterneubau übrig bleibt. Teile des Inventars der Komödie wie Stuckverzierungen oder einige Stühle sollen wieder eingebaut werden, an eine vollständige Rekonstruktion denkt die Investorenfirma dagegen nicht.

Die historischen Bühnen waren in den 20er Jahren nach Plänen des berühmten Theaterarchitekten Oskar Kaufmann entstanden, der auch die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und das Renaissance-Theater am Ernst-Reuter-Platz gestaltete. Einige Jahre lang führte Max Reinhardt beide Häuser. Hans Wölffer übernahm sie 1935. Sein Sohn Jürgen wurde in den 70er Jahren Geschäftsführer, seit 2004 führt Martin Woelffer die Familientradition fort. Im Laufe der Jahrzehnte traten dort zahlreiche deutsche Stars auf – zum Beispiel Inge Meysel, Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, Brigitte Grothum, Edith Hancke, Brigitte Mira, Johannes Heesters, Katja Riemann, Otto Sander oder Jasmin Tabatabai.

Seit Jahren protestieren Künstler, der Berliner Theaterclub sowie Kultur- und Bezirkspolitiker gegen den Abriss der Bühnen. Immer wieder wurde gefordert, die Häuser unter Denkmalschutz zu stellen. Doch das lehnte die Landesdenkmalbehörde ab: Als die Säle im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt waren, sei die Originaleinrichtung weitgehend zerstört worden. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach sich 2007 gegen den Denkmalschutz aus, er verwies auf mögliche Schadensersatzforderungen der Investoren.

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