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Kulturevent: Offensive Spielwut: Lange Nacht der Opern und Theater

51 Berliner Bühnen laden am heutigen Samstag ein

Alle 20 Minuten ein Mord, wann bekommt man so viel Thrill schon mal geboten? Die 1. Lange Nacht der Opern und Theater macht’s möglich, im konkreten Fall das Berliner Kriminaltheater, wo die Revue „Der Mörder ist immer der Gärtner“ stets bis zur Bluttat gespielt wird und dann wieder von vorne beginnt. Das Kriminaltheater im Friedrichshain ist eine der Berliner Bühnen, die während dieser forcierten Vielfaltsschau zumeist im Kurztakt den Kulturschwärmern ihr Programmprofil vorstellen. Von „A“ wie Admiralspalast bis „Z“ wie Zimmertheater Karlshorst nehmen 51 Theater teil, selbst der überangebotsgewöhnte Berliner muss da flexibel sein und entscheiden, ob er sich auf eine der sieben Shuttle-Routen begeben oder sich auf eigene Faust ins Nachtleben stürzen soll.

Wer sich schon immer zur Oper hingezogen fühlte, aber bislang die aufwendige Abendgarderobe gescheut hat, kann gleich nach der Begrüßungsansprache von Bürgermeister Klaus Wowereit um 18.30 Uhr auf dem Bebelplatz zur Staatsoper nebenan flanieren und sich ungezwungen mit Ausschnitten aus Mozarts „Zauberflöte“ oder Donizettis „Viva la Mamma“ klassisch einführen lassen. Oder Musikfreunde nutzen die Gelegenheit, um Berlins beste Off-Oper kennenzulernen, die Neuköllner Oper nämlich, die durch ihre vier Stockwerke führt und ein Repertoire von Rixdorfer Schlagern bis hin zu türkischer Musik bereithält. Oder lieber doch großes Schauspiel? Im Deutschen Theater, in der Schaubühne am Lehniner Platz oder im Maxim Gorki Theater stehen die Türen offen, ebenso im frisch wiedereröffneten Prater der Volksbühne an der Kastanienallee, wo Ausschnitte aus Arbeiten der Hausherren Frank Castorf und René Pollesch gezeigt werden.

Wer sich abseits des Etablierten bewegen will, hat noch mehr Qual der Wahl. „Selbst Leute, die sich für diese Szene interessieren, schaffen es kaum, den Überblick zu behalten“, sagt Georg Scharegg, der Leiter des Theaterdiscounters, über die blühende Berliner Off-Szene. In seinem gerade in die Klosterstraße umgezogenen Haus zeigt er Ausschnitte aus der anstehenden Eröffnungspremiere von Horváths „Geschichten aus dem Wienerwald“. Die Kollegen vom Ballhaus Ost an der Pappelallee hingegen begegnen der Überfülle mit offensiver Spielwut, vom Keller bis zum vierten Stock platzt das Haus vor Programm.

Die Lange Nacht ist auch eine gute Gelegenheit, sich von der Lebendigkeit des Berliner Kinder- und Jugendtheaters zu überzeugen oder die wachsende Puppentheaterszene kennenzulernen, die auch Programm für Erwachsene bietet. In der Schaubude an der Greifswalder Straße etwa, im Theater der kleinen Form in Friedrichshain oder dem Weiten Theater an der Parkaue, wo manche Stücke schon seit fünfzehn Jahren gespielt werden. „Die Inszenierungen sind ja selbst wie Kinder, sie wachsen mit der Zeit“, sagt die künstlerische Leiterin Irene Winter.

Wem Zuschauen nicht genügt, der macht im Kreuzberger Ratibor- Theater in der Cuvrystraße mit, wo die Improtheater-Gruppe „Die Gorillas“ beheimatet ist. Bei der bestimmt das Publikum den Verlauf des Abends. Patrick Wildermann

Lange Nacht der Opern und Theater, 19 bis 1 Uhr, Party ab 24 Uhr im Admiralspalast, Infos und Tickets für 15 Euro unter Tel. 47 99 74 44 15 oder www.berlin-buehnen.de, zentrale Kasse am Bebelplatz

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