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Kunstprojekt am Alexanderplatz: Mimosen in der Straßenbahn

Farn, Bananenpflanzen, fleischfressende Gewächse: Zwei Künstlerinnen bepflanzten einen alten Tramwaggon am Alexanderplatz.

Von außen sieht sie aus wie eine ganz normale Straßenbahn der BVG, aber im Innern? Auf den Sitzen stehen Töpfe mit Farnen und Bananenpflanzen. Von der Decke hängen fleischfressende Gewächse und im Fahrerhaus bewuchern Mimosen das Armaturenbrett.

Dieser Waggon, der da jetzt direkt vor dem Bahnhof Alexanderplatz steht und so viele Passanten irritiert, ist kein Blumenladen, eine Straßenbahn sowieso nicht, sondern ein Kunstprojekt.

Den Waggon haben die Künstlerinnen Shira Wachsmann und Anne Duk Hee Jordan von der BVG zur Verfügung gestellt bekommen, er sollte eigentlich verschrottet werden. Zwei Wochen lang haben sie ihn mit Hilfe von BVG-Mitarbeitern umgebaut: Einige Sitze und der Fahrkartenautomat kamen raus, auch eine Fensterscheibe ist entfernt worden. Die zumeist tropischen Pflanzen bekamen sie vom Botanischen Garten. „Wir wollen keinen Garten, sondern eher einen wuchernden Urwald darstellen“, sagt Wachsmann. Nach dem Umbau wurde der Wagen dann vom Betriebshof in Köpenick auf den Alexanderplatz gezogen. Jetzt steht er an der Endhaltestelle der M2 an der Dircksenstraße und statt des Fahrplans hängen nun an der BVG-Säule Informationen über das Projekt. An den ersten beiden Tagen kamen mehrere hundert Besucher, die den Wagen neugierig betreten haben. „Guck mal, da wächst ja ein Baum aus dem Fenster“, sagt einer und zückt auch gleich seinen Fotoapparat. „Ich finde es schön, dass auf dem Alexanderplatz mal etwas anderes zu sehen ist, das belebt den Platz“, sagt eine andere Besucherin.

Wachsmann und Jordan wollen mit ihrem Kunstprojekt das Zusammenspiel zwischen Mensch, Natur und Urbanität ausdrücken. Der Waggon ist im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen entstanden, die das Haus der Kulturen der Welt zum achten Mal veranstaltet. Bis 17. September sind in Moabit, entlang der Invalidenstraße und rund um den Alexanderplatz Installationen zu sehen, die unter dem Titel „Meridian – Urban“ stehen. Dabei wird der Stadtraum, so erklären es die Künstlerinnen, genau wie in der asiatischen Medizin als ein System verstanden, das den Körper mit Lebensenergie versorgt. „Bei uns steht der Wagen für die Meridiane der Stadt – die Pflanzen für die Energieversorgung“, erzählt Wachsmann.

An der Ausschreibung reizte Wachsmann, dass sie kein spezielles Publikum haben wird, sondern die Besucher ganz unerwartet auf dem Weg zur Arbeit ihrer Kunst begegnen. Geplant war eigentlich, dass die Bahn auch auf den Gleisen unterwegs ist. Dagegen sprachen aber Sicherheitsbedenken. Die Kuratorin Keumhwa Kim sagt: „Wenn nicht in Berlin, dann fährt dieser Wagen vielleicht einmal in einer anderen Stadt.“

Geöffnet bis zum 17. September täglich von 8 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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