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Baumsicherung Landwehrkanal

© Peters

Landwehrkanal: Wasserweg bald wieder offen

Für diesen Sonntag wird der Landwehrkanal wieder in voller Länge für den Schiffsverkehr geöffnet. Die Reedereien freut das, weil sie im Moment täglich hohe Verluste einfahren. Die Anwohner misstrauen dem zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt immer noch.

Am Sonntag wird der Landwehrkanal wieder in voller Länge für den Schiffsverkehr geöffnet. Dann sollen alle umsturzgefährdeten Bäume gesichert sein. 20 Weiden, Platanen, Kastanien und Linden werden an Betonquadern von acht Tonnen Gewicht befestigt, vier Bäume am Tempelhofer Ufer sind es bereits. An Dutzenden Bäumen wurde Kronen beschnitten. Außerdem wurden entlang des zehn Kilometer langen Kanals 38 Bäume gefällt. Nach der ersten Schätzung des für die Unterhaltung zuständigen Wasser- und Schiffahrtsamtes (WSA) Ende Mai war es noch eine Zahl von 200 Bäumen, die fallen sollten. Dagegen gab es Anwohnerproteste mit Petitionen bis hin zu Bundesministerien.

Dass es nun auf dem seit 22. Juni gesperrten Kanal wieder freie Fahrt geben soll, freut vor allem Berlins Reeder. Fünf Reedereien leben vom Ausflugsgeschäft auf dem Kanal. Sieben Schiffe fahren die „Brückentour“, nur zwei Dampfer mehr sind es im Regierungsviertel. „Unsere Branche ist vom Innenstadtgeschäft abhängig, und wir sind erleichtert, dass jetzt Reiseveranstalter die Landwehrkanalfahrt wieder in ihre Kataloge für 2008 aufnehmen können – wie die TUI“, sagt Jürgen Loch, Geschäftsführer der Stern und Kreis. Im Durchschnitt setzen die Reedereien zusammen täglich 60 000 Euro auf dem Landwehrkanal um. Loch zufolge ist den betroffenen Unternehmen wegen der Sperrung – und des schlechten Wetters – mindestens die Hälfte der Einnahmen weggebrochen. Schiffe wurden auf die Spree umgelenkt, Mitarbeiter in den Urlaub geschickt. Zur Schonung der Kanalufer, die durch Wasserwirbel unterspült werden, führen die Schiffe mit modernsten Motoren und hielten die Höchstgeschwindigkeit ein, sagt Loch. Auch die Reeder seien an der Erhaltung des Grüns interessiert, schon wegen der Attraktivität der Tour für Passagiere

„Wir nehmen die Interessen der Reeder ernst“, sagt Wiebke Enwaldt von der Bürgerinitiative „Rettet die Bäume am Landwehrkanal“. Doch die Zukunft des Kanals sei „auch eine stadtentwicklungspolitische Frage, das WSA muss gemäß Statut auch die Interessen der 200 000 Anwohner berücksichtigen, die von der grünen Lunge profitieren“. Die 1,5 Kubikmeter großen Betonwürfel sind für die Initiative eine „Provokation und Machtdemonstration“. Sie befürchtet außerdem Schäden an Wurzeln wegen des Drucks. Dabei hätten Statikexperten errechnet, dass kleinere Gewichte genügen würden. Die Initiative mit 1500 Mitgliedern und täglichen Treffen an der Kreuzberger Admiralbrücke fordert, bei den Planungen zur Sanierung beteiligt zu werden.

Im Herbst will das WSA verschiedene Varianten zur langfristigen Sanierung vorlegen. Eines dieser Konzepte sieht vor, alle bis zu drei Meter vom Ufer entfernt stehenden Bäume zu fällen. Baustadträtin Jutta Kalepky (parteilos) aus Friedrichshain-Kreuzberg hofft künftig auf sachlichere Diskussionen – und zeigt sich stolz darauf, „dass sich die Kreuzberger so engagieren“. Dafür sei der Bezirk „schließlich berühmt“. Annette Kögel

Annette Kögel

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