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Märchenbrunnen

© Spiekermann-Klaas

Märchenbrunnen: Aschenputtel ist bald für alle da

Der Bauzaun am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain soll jetzt verschwinden. Auch Rollstuhlfahrer kommen dann zum Kunstdenkmal.

Seit Mai sprudelt der Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain wieder. Nur leider können noch nicht alle zu Hans im Glück, Rotkäppchen, Aschenputtel und all den anderen bekannten Figuren aus Grimms Märchen. Ist doch bislang nur der Haupteingang an der Friedenstraße geöffnet, und zu dem führt lediglich eine Treppe. Wer gehbehindert ist oder gar im Rollstuhl sitzt, bleibt außen vor – ein Zustand, der jetzt ein Machtwort des Bürgermeisters Franz Schulz erforderte. Danach sollen in den kommenden zwei bis drei Wochen alle Parkzugänge zu dem Jugendstiljuwel wieder geöffnet sein, auch Rollstuhlfahrer können dann den Brunnen wieder besuchen.

Seit dem Frühjahr 2006 zieht sich um die für 1,3 Millionen Euro sanierte märchenhafte Pracht des Architektur- und Kunstdenkmals ein Bauzaun. Die Brunnenanlage, die als schönste Berlins gilt, sollte, wie berichtet, eigentlich schon zu Ostern fertig sein. Doch die von der damit beauftragten Firma nicht gelieferte Zaunanlage „ums Janze“ machte damals einen Strich durch diese Rechnung. Die Fertigstellung zog sich hin.

Ein neuer Hersteller lieferte inzwischen den 1,80 Meter hohen Eisenzaun in historischer Staketenform. Meterweise kann man ihn schon aufgestellt sehen – durch den besagten Bauzaun. Und der sollte erst mal bleiben, um die ausgesäten Grünflächen zu schützen. An dem Bauzaun stecken nun besonders an sonnigen Tagen immer wieder neugierige Spaziergänger die Nase durch den Maschendraht, um zu erspähen, wie sie zum Brunnen kommen. Aber umsonst – nicht einmal aus den am Zaun ausgehängten Hinweisen wird man schlau. Da liest man zwar, dass die Parkeingänge zum Märchenbrunnen werktags von 8 bis 22 Uhr und an den Wochenenden von 9 bis 22 Uhr geöffnet und ansonsten geschlossen sind. Dies mit gutem Grund, fiel die Brunnenanlage in der Vergangenheit doch immer wieder blindwütigem Vandalismus zum Opfer. Das Unverständnis vor dem Bauzaun aber beginnt bei der Frage, wo denn die besagten Eingänge nun sind, die da zu bestimmten Zeiten geöffnet sind. Nicht einmal, wer den längeren Anschlag am Zaun bis zum Ende liest, wird schlauer. „Zur Zeit ist nur der Haupteingang geöffnet“, steht da.

Auch den finden Ortsfremde nicht immer gleich auf Anhieb. Schließlich wandelt sich die Bevölkerung im angesagten Bötzowviertel derzeit schnell. Und auch die im Rollstuhl sitzenden oder am Rollator gehenden Spaziergänger sind oft zugezogene Parkbesucher aus einem nahe gelegenen Pflegeheim.

Dass auch sie nun doch noch in diesem Jahr der berühmten Gartenanlage einen Besuch abstatten können und nicht „voraussichtlich Ostern 2008“, wie die Baustadträtin Jutta Kalepky vor kurzem sagte, verdanken sie nun dem beherzten Einschreiten des Bezirksbürgermeisters. Der Park, der am 15. Juni 1913 zum 25. Jahrestag der Thronbesteigung Wilhelms II. übergeben wurde, soll bald wieder barrierefrei zugänglich sein. Franz Schulz will, dass der Bauzaun spätestens Anfang November verschwindet. Schließlich sollten sich die Menschen hier schon immer „im Alltag der Arbeit und in den Feierstunden erfreuen“. So lautete einst die Intention für den Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain – der Erholungsstätte für die dicht besiedelten östlichen Vorstädte und Gegenstück des Großen Tiergartens.

Wenn man demnächst durch alle Parkeingänge zu Rotkäppchen und Konsorten spazieren, laufen oder rollen kann, sollte man Bezirkschef Franz Schulz für seine spontane Entscheidung dankbar sein – und brav auf den Wegen bleiben. Heidemarie Mazuhn

Heidemarie Mazuhn

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