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Matthias Schweighöfer ist hinter der Kamera inzwischen fast ebenso erfolgreich wie davor.

© Manfred Thomas

Matthias Schweighöfer: Wenn Hollywood ruft

Die „New York Times“ verglich ihn kürzlich mit Woody Allen: Sein Regiedebüt sei eine der besten Komödien der vergangenen Jahre. Matthias Schweighöfer bleibt trotzdem bescheiden – und vor allem in Berlin! Ein Gespräch über die Stadt und seinen neuen Film „Der Schlussmacher“.

Von Ronja Ringelstein

Matthias Schweighöfer lümmelt sich in einen Sessel und nippt am Weißwein. Etwas angestrengt sieht er aus, wenn er von seinem Leben erzählt, dem Job, seiner Tochter. Er habe viel gearbeitet und sei etwas geschafft, sagt er. Gerade erst hat er seinen neuen Film „Der Schlussmacher“ abgedreht. Und schon arbeitet der Schauspieler wieder am nächsten Projekt. Bloß nicht nachlassen, jetzt, wo ihn US-Kritiker gerade mit Lob überschütten.

Doch eins nach dem anderen. Erst mal kommt am nächsten Donnerstag Schweighöfers zweites Regiewerk „Der Schlussmacher“ in die Kinos. Natürlich spielt der 31-Jährige selbst auch die Hauptrolle des Paul, der für eine Trennungsagentur arbeitet und die Beziehungen der Kunden beendet. Unter anderem macht er für Kati (Nadja Uhl) mit Toto (Milan Peschel) Schluss, der die Liebe zu seiner Ex aber nicht aufgeben will und sich an Pauls Fersen hängt. Die Trennungsagentur sitzt direkt am Alexanderplatz – was den Vorteil hat, dass wie schon bei den Til-Schweiger-Filmen um Hasen mit zu wenig oder Küken mit zu vielen Ohren, die Aufnahmen der Stadt wunderschön, fast schon verklärt geraten sind. Keine Absicht, sagt Schweighöfer, „ich glorifiziere Berlin eigentlich nicht.“ Obwohl er als leidenschaftlicher Prenzlauer Berger allen Grund dazu hätte. Eher kleinstädtisch habe er Berlin darstellen wollen.

An Selbstbewusstsein mangelt es dem Sohn des Schauspielerehepaars Michael und Gitta Schweighöfer nicht. Warum auch? Ende November startete seine vorige Komödie „What a Man“ in den amerikanischen Kinos. Eine der besten Komödien seit „Verrückt nach Mary” stand dort auf Englisch auf den Filmplakaten. „Das ist ein riesiges Kompliment – einfach krass“, jubelt Schweighöfer. „What a Man“ läuft in den USA in der deutschen Originalfassung, mit englischen Untertiteln. In die Top Ten hat er es zwar nicht geschafft, doch die New York Times bezeichnete ihn als Talent, „das man im Auge behalten sollte“. Die US-Zeitung verglich Schweighöfer sogar mit Woody Allen. Kein Wunder, dass Schweighöfer langsam zu träumen beginnt. „Wir überlegen jetzt, sollte „Der Schlussmacher“ in Deutschland erfolgreich werden, diesen Film für die USA noch einmal zu drehen“, sagt er. „Also ein Remake zu machen.“

Das hieße jedoch auch, weniger Zeit für die Familie, vor allem für seine Tochter Greta. Anfang des Jahres hatte sich Schweighöfer von seiner langjährigen Freundin Ani Schromm getrennt, den Zustand seiner Beziehung könne man momentan nicht beschreiben, sagt er zögerlich. Die gemeinsame Tochter ist inzwischen dreieinhalb. Ein Grund, warum sich Schweighöfer heute nur noch selten in den Clubs herumtreibt, in denen man ihn früher häufiger antraf. „Ich feiere nicht viel“, sagt er. „Wenn ich jetzt frei habe, überkommt mich ja morgens das blanke Grauen, wenn meine Tochter mich weckt, nach dem Motto: ’Kannste bitte aufstehen, Papa?!’“ Dafür entdeckt er Berlin nun von einer anderen Seite: mit Kinderaugen. Im Naturkundemuseum sei er neulich endlich mal wieder gewesen, Dinosaurier gucken.

Aber müsste er nicht jetzt, wo es in den USA so gut läuft, eigentlich umsiedeln? Auf keinen Fall, sagt Schweighöfer. „Mein Lebensmittelpunkt ist Berlin“, sagt Schweighöfer und gerät regelrecht ins Schwärmen. So praktisch sei die Stadt, relativ ruhig und grün für eine Großstadt, aber man kann hier auch für 2,20 Euro eine ganze Mahlzeit bekommen.“ Außerdem sei Berlin eine tolle Stadt, um Kinder großzuziehen. Vor allem, wenn Oma und Opa gleich um die Ecke wohnen. Vater Michael spielt gerade am deutschen Theater, Mutter Gitta passe oft auf die Kleine auf. Außerdem wohnt ja der Milan gegenüber, die Nora um die Ecke. Milan Peschel ist neben Schweighöfers Sidekick in „Der Schlussmacher“ auch Patenonkel von Töchterchen Greta. Beide verbindet eine langjährige Freundschaft. Auch Nora Tschirner, erzählt Schweighöfer, sei eine gute Freundin.

Doch es ist nicht nur die familiäre Infrastruktur, die den Filmemacher in Berlin hält. Er sieht sich auf einer Art Mission. „Es ist gut, wenn man es schafft, Filme von hier in den USA berühmt zu machen“, sagt er. Und das klappt ja gerade ganz gut.

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