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Metropol FM: Türkisches Erfolgsradio

Der Radiosender von und für Deutschtürken wird zehn Jahre alt und sendet bundesweit aus Berlin. Zur Geburtstagsparty von Metropol FM am Montag kommen Münte und Muhabbet.

Irgendwann nach dem Abitur wollte Sirin Sak Journalistin werden, sagt sie, „und das erste was einem als Deutschtürkin einfällt, ist natürlich, sich bei Metropol FM zu bewerben“. Die Berlinerin hört den Sender, seit sie 15 Jahre alt ist, „wegen der Musik“, sagt Sirin, „und den Veranstaltungstipps“. Inzwischen gehören die zu ihrem Aufgabenbereich. Die 24-Jährige erklärt ihren Hörern fast täglich, wo sie die richtigen Partys und orientalischen Konzerte finden. Gegenüber am Tisch sitzt ihre Kollegin Asli, die Sonnenbrille ins blondierte Haar gesteckt, und starrt auf den Bildschirm. Beide arbeiten an Beiträgen für das aktuelle Programm. Sirin war an der Humboldt-Universität und hat Stimmen von streikenden Studenten eingefangen, die sie bearbeitet.

„Etwa 90 Prozent unserer Themen betreffen Deutschland“, sagt Tamer Ergün, der Geschäftsführer des Radiosenders, das in einem Kreuzberger Bürobau sitzt. Ergün trägt ein kariertes Hemd und eine Stoffhose und blickt auf seine Armbanduhr. In wenigen Minuten hat er einen Termin mit einem Kunden. Davor erklärt er aber noch das Prinzip seines Ladens. „Unsere Hörer wollen wissen, wie es mit Opel weiter geht, was die Gesundheitsreform für sie bedeutet und welche Frau Dieter Bohlen gerade hat.“ In der Redaktion spreche man deshalb immer von „Deutschtürken“, den Nachkommen der Gastarbeiter, die in Deutschland zu Hause sind. Themen aus der Türkei kommen nur dann ins Programm, wenn sie richtig spannend sind. „Das unterscheidet uns von den anderen“, sagt Ergün. Türkische Zeitungen und Muttersprachsendungen auf deutschen Sendern kämen aus der Ethnoecke nicht raus. „Wir sind einfach ein deutsches Radio auf Türkisch.“ Die Sprache spiele eine emotionale Rolle und sei genauso wichtig wie Musik aus der Türkei. „Das wollen die Leute.“ Trotzdem sind auf der UKW-Frequenz 94,8 immer öfter deutsche Nachrichten und Beiträge zu hören. „Wir entwickeln uns eben“, sagt Ergün, „parallel zu den Deutschtürken“.

Das Konzept geht auf: Der erste Radiosender, der rund um die Uhr von und für Türken in Deutschland sendet, feiert am Montag sein 10-jähriges Jubiläum mit einer großen Party. Leider nur für geladene Gäste, zu denen auch Rapper Muhabbet und SPD-Chef Franz Müntefering gehören. Bürgermeister Wowereit wird von seiner Istanbul-Reise per Livestream zugeschaltet. In Berlin hören 70 Prozent der Türken regelmäßig Metropol FM. Inzwischen sendet Metropol FM bundesweit in türkische Ballungszentren wie Stuttgart, Mannheim oder Wiesbaden, ein Einzugsbereich, in dem 400 000 Deutschtürken leben. Oft tönt hier „Metropol-Efem“ aus Autoradios, wenn die Wagenfenster heruntergekurbelt sind.

Mittlerweile ist der Sender auch ökonomisch ein Erfolg

Das Potenzial haben auch deutsche Unternehmen erkannt. Zwischen Orientschnulzen und türkischen Popsongs erscheint Werbung für deutsche Versicherungen, Mobilfunkanbieter oder Elektrogeschäfte – marktgerecht aufbereitet, versteht sich. „Ich freue mich schon auf den Sommerurlaub in Izmir“, sagt etwa eine glatte Frauenstimme auf Türkisch. „Und für meine Kinder habe ich auch schon eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen“. Das mit der Werbung ging nicht immer so gut, sagt Ergün. „Anfangs wollten deutsche Unternehmen nichts von uns wissen.“ Inzwischen läuft der Laden, neue Mitarbeiter werden eingestellt.

Gute Nachrichten für Sirin Sak und ihre Kollegen, die viel um die Ohren haben. Sirin, die sich auch für andere Medien interessiert, will hier erst mal bleiben. „Ich arbeite mit den Themen, die mich auch privat interessieren“, sagt sie. „Und ich erreiche genau die Leute, die ich als Journalistin erreichen will.“

Ferda Ataman

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