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Stadtleben: Millionen-Jackpot für die Gedächtniskirche

Künstler und Kinder spenden für das Wahrzeichen: Nun gibt es auch Lotto-Gelder für die Sanierung

Nach knapp einem Jahr ist die Hälfte des Weges fast geschafft. Die Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hat 1,75 Millionen der benötigten 4,1 Millionen Euro zur Sanierung des alten Turmes zusammen. Eine Million hat die Deutsche Klassenlotterie Berlin auf ihrer jüngsten Sitzung freigegeben. Die anderen 750 000 Euro hat die Kirchenstiftung selbst in den letzten elf Monaten gesammelt. Davon stammen allein 200 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die in ihrem Magazin „Monumente“ über die Kirche berichtet und zu Spenden aufgerufen hatte.

Bei Routinekontrollen vor einem Jahr war festgestellt worden, dass der Bau von 1895, der im Krieg ausgebombt und dann bis auf den Turm abgeräumt wurde, in einem wesentlich schlechteren Zustand ist als gedacht. Zwischen den Natursteinen, die das aus Ziegeln gemauerte Bauwerk verkleiden, hatten sich Fugen gebildet, in denen im Winter Wasser gefrieren und somit die Steine sprengen kann. Auch die Ziegelmauer selbst, die ja ursprünglich nur für den Innenraum konzipiert war, ist seit der Offenlegung im Krieg der Witterung ausgesetzt.

Kirchengemeinde und Stiftung hatten daraufhin eine Spendenaktion gestartet. „Wir wollten nicht den einfachsten Weg gehen und den Turm hinter großflächigen Plakaten verschwinden lassen, sondern das bürgerschaftliche Engagement der Stadt herausfordern“, sagt Pfarrer Martin Germer. Das Ergebnis: 285 000 Euro brachten in den vergangenen Monaten Einzelspender auf. Nina Hagen, die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker und andere Künstler haben beispielsweise eine CD mit Variationen von Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ aufgenommen. Rose Rosen verkaufte auch Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen für die nach seinem Ururgroßvater benannte Kirche. Doch nicht nur Prominente engagierten sich. Kinder der Eichendorff-Grundschule in Charlottenburg etwa nahmen mit selbst gebackenem Kuchen 134 Euro ein. Als besonders erfolgreich erwiesen sich die Fugenpatenschaften. 220 Menschen haben sich schon beteiligt, die meisten mit 100 Euro für eine eiserne Patenschaft. Auch sechs Platin-Paten sind darunter, die 5000 Euro bezahlt haben.

Seit dieser Woche nun präsentiert der Fotograf Dirk Dehmel, 31, in der Kapelle der Kirche Fotografien seines Großvaters Horst Urbschat. Die Bilder des 80-Jährigen hat er mit heutigen Aufnahmen überlagert, so dass Geschichte im Zeitraffer sichtbar wird. Der Eintritt ist frei, bis 5. November ist die Ausstellung täglich von 13 bis 18 Uhr zu sehen. Zehn Prozent vom Verkauf der Bilder gehen ebenfalls an die Spendenkampagne. Und wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im kommenden Jahr auch noch die von ihr zugesagten 1,5 Millionen überweist, dann ist der Rest des Weges schon sehr überschaubar geworden.

Die Kampagne im Netz:

www.gedaechtniskirche.de

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