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Stadtleben: Mit Durchblick

Am Sonnabend findet eine Nacht für Glaskunst statt

Hier Rhododendren, da Kletterhortensien und drumherum Grün in allen Schattierungen: Ein bisschen verwunschen wirkt der Garten in Hermsdorf. Und das ist ganz im Sinne der Eigentümerin Eva Preuß, denn: „Hier gibt es unzählige Winkel, wie geschaffen für die Glaskunst.“ Und die zu fördern, ist der emeritierten FU-Professorin Verpflichtung und Herzensangelegenheit zugleich. Denn, so meint sie, die Kunst mit Durchblick habe keine Lobby. Das Kunstgewerbemuseum habe eine große Glasabteilung, im Bröhan-Museum gebe es zarte, durchsichtige Jugendstil-Objekte, aber sonst?

Eva Preuß vermisste einen Ort für zeitgenössische Glaskunst in der Stadt – und bereitete den Weg dafür einfach selbst. Einige Jahre habe sie mit ein paar Mitstreitern „gerackert“ und auch die eine oder andere Klinke geputzt, bis es endlich so weit war: Im vergangenen Herbst hob die Ex-Professorin die „Glasbrücke Berlin“ aus der Taufe, eine Stiftung für europäische Glaskunst. Junge Talente will die Stiftung fördern – und die kommen vor allem aus Osteuropa. „In Tschechien oder in den Baltischen Ländern hat die Glaskunst eine ganz andere Tradition“, sagt Eva Preuß. Am kommenden Sonnabend (2. Juni) können Besucher das bei der 2. Berliner Glasnacht nachprüfen. Dann hängen, stehen und liegen die Objekte von fünf Künstlern und Künstlerinnen im Garten von Eva Preuß. Kühle, glatte Skulpturen wird es geben, aber auch sperrige Installationen.

Drei der Kreativen kommen aus Estland, darunter zum Beispiel Eeva Käsper, deren Glasgebilde wie wundersam erstarrte Seifenblasen wirken. „Glas ist das Material unendlicher Möglichkeiten“, sagt sie und kann sich „nicht eine einzige Idee vorstellen, die sie nicht in Glas umsetzen“ könnte. Viele junge Künstler Osteuropas haben ein ähnlich inniges Verhältnis zum fragilen Werkstoff.

Aber nicht nur deshalb haben sie nach Meinung von Eva Preuß eine ordentliche Förderung verdient. Es hat auch mit der Geschichte zu tun. „Ich bin alte West-Berlinerin“, sagt sie, „und ohne den Mut der Menschen in Osteuropa könnten wir jetzt vielleicht nicht so einfach in Brandenburg herumfahren“.

Nach Annenwalde in der Uckermark zum Beispiel, wo die Stiftung ihren „Außenposten“ hat. Mit der „Glasbrücke“ könne man den „jungen Ländern ein bisschen was zurückgeben“, meint Eva Preuß und begreift die Umnutzung ihres Gartens zur Kunstoase in diesem Jahr auch als Willkommensgruß für die Künstler aus Tallinn. Hella Kaiser

Die 2. Berliner Glasnacht findet statt am 2. Juni zwischen 20 und 23 Uhr. Die Objekte werden auch zu sehen sein im Rahmen der „Offenen Gärten“ am 16. Juni (14 bis 23 Uhr) sowie am 17. Juni (12 bis 18 Uhr). Roedernstraße 4, 13467 Berlin, Telefon: 40 53 97 98. Weiteres im Internet: www.glasbruecke.de

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