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Stadtleben: Mit Klängen heilen

Der Verein Live Music Now hat den Preis „Musizieren 50+“ erhalten

Ungewohnte Klänge durchziehen die sonst stillen Flure. Die Bewohner des Seniorenheims haben sich versammelt und lauschen der Geige und der Bratsche zweier junger Musikstudenten der Universität der Künste. Die beiden spielen Sonaten von Mozart und Bach. Für die Zuhörer ist es eine der wenigen Gelegenheiten, Musik zu hören. In Konzerte können die meisten selten gehen. Diese kleine Abwechslung vom Alltag ermöglicht ihnen der Verein Live Music Now (LMN). Er wurde in den 70er Jahren vom weltberühmten Geiger Yehudi Menuhin gegründet und hat jetzt den neugegründeten Preis „Musizieren 50+“ des Deutschen Musikrates erhalten. Bundesministerin Ursula von der Leyen verlieh ihn am Dienstag im Musikinstrumenten-Museum in der Kategorie „Therapie und Pflege“ an die Vereinsvorsitzende Asta von Oppen.

Seit 1996 gibt es den deutschen Ableger des Vereins. Menuhin, der 1999 in Berlin starb, war der Ansicht, dass Musik heilt, tröstet und Freude bringt und dass sie zu den Menschen gebracht werden sollte, die sie normalerweise nicht hören können. Und so organisiert der Verein seither Konzerte von Studierenden der beiden Berliner Musikhochschulen in Altenheimen, Krankenhäusern, Hospizen, Gefängnissen, Grundschulen und Behindertenwerkstätten.

Bei diesem Projekt profitieren beide Seiten: Für die oft kranken oder sozial isolierten Zuhörer sind die Konzerte eine Form von Zuwendung und ein Kunsterlebnis, während die jungen Musiker lernen, vor Publikum aufzutreten.

Live Music Now bewältigt dabei eine enorme Organisationsleistung: 202 Konzerte in 52 Einrichtungen wurden allein in Berlin letztes Jahr veranstaltet. Im Februar treten fast täglich Musiker für den Verein auf.

Der jetzt an Live Music Now verliehene Preis soll Einrichtungen ehren, die intergenerationelles Musizieren und Musik im Alter fördern. Das betrifft nicht nur Pflegebedürftige. Viele Menschen der Generation über 50 sind nicht mit Streichquartetten, Symphonien und Opern aufgewachsen, sondern mit Rock- und Popmusik.

Die Konzerte des Vereins sind in der Regel nicht öffentlich, er ist deshalb auf Spenden angewiesen. So findet am 31. Mai ein Benefizkonzert mit den Berliner Cellharmonikern – einem Ensemble aus ehemaligen LMN-Stipendiaten – im Kammermusiksaal statt. Dazu wird persönlich eingeladen. Die Öffentlichkeit kann sich am 6. April im Potsdamer Nikolaisaal einen Eindruck von den Leistungen der Musiker machen. Dann treten drei LMN-Stipendiaten mit der Kammerakademie Potsdam unter Leitung von Ferenc Gábor auf. Udo Badelt

Weitere Infos unter:

www.livemusicnow-berlin.de

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