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Modedesign-Konferenz: Schönes Luxusleben

Die wichtigsten Modedesigner der Welt tagen bei der Fachkonferenz "Techno Luxury" im Ritz Carlton. 2500 Pfund kostet die Teilnahme. Dafür gibt es warmes Essen - und Thesen von Claudia Schiffer.

Manchmal braucht es den Blick von außen, um zu erkennen, wie viel Luxus in dieser Stadt verborgen ist. Am Dienstag und Mittwoch kommen die wichtigsten Vertreter der internationalen Luxusgüterindustrie in Berlin zusammen, um über die Zukunft zu sprechen. Nicht etwa, weil man in Berlin richtig durchatmen und seine Ruhe vor zu viel Tand und Glamour finden kann. Doch hier wird sie vermutet – die Zukunft des Luxus.

Geladen hat eine der wichtigsten Modejournalistinnen der Welt, Suzy Menkes, zur alljährlichen Luxuskonferenz ihres Arbeitsgebers, der in Paris verlegten „International Herald Tribune“ und Ableger der „New York Times“. Und wenn Suzy Menkes sagt, dass Berlin der richtige Ort für das Thema „Techno Luxury“ ist, dann ist das in dieser Branche auch so. Ging es auf der letzten Konferenz in Neu-Delhi um nachhaltigen Luxus, so wird diesmal in Berlin darüber debattiert, wie wichtig Technologien für den Luxus sind.

Die Frau, die im Jahr bei mehr als 600 Modenschauen in der ersten Reihe sitzt und über jede eine scharfzüngige Kritik schreibt, ist sich sicher, dass all die jungen Menschen in Berlin der Motor für die Zukunft sind. Und da Mode stetiger Wandel sei, passe das gut zum schnellen Kommerz im Internet. Suzy Menkes ist zwar schon seit mehr als 40 Jahren Modejournalistin, doch die Deutschen haben sie erst im vorigen Sommer entdeckt. Da besuchte sie die Mercedes Benz Fashion Week in Berlin. Seither vergeht kaum eine Woche, in der nicht großformatige Porträts über die 65-jährige Britin mit der Haartolle in der deutschen Presse erscheinen. Darin wird vor allem von der Macht, die ihr Wort in der hochpreisigen Modebranche hat, geschwärmt.

Diesmal wird sie nicht ihre Meinung über das, was sie hört und sieht, in ihren Laptop hacken, sondern selbst auf dem Podium des Hotels Ritz Carlton am Potsdamer Platz sitzen und mit dem Immer-noch-Topmodel Claudia Schiffer über die Bedeutung der modernen Zeiten reden.

Immerhin 2500 britische Pfund müssen die 350 Delegierten aus 31 Ländern für die Teilnahme bezahlen. Dafür bekommen sie aber nicht nur das eine oder andere warme Essen und abends Cocktails gereicht. Suzy Menkes hat die Crème de la Crème des internationalen Modedesigns eingeladen. So erzählt Christopher Bailey vom Londoner Traditionshaus Burberry, dass Technologien bereits unsere Gegenwart bestimmen, und der Chef von Puma, Jochen Zeitz, verrät etwas über die versteckte Technik in seinen Produkten.

Frida Giannini, Designchefin von Gucci, kommt extra aus Florenz, um davon zu erzählen, wie sie ihre Kunden über das Internet gewinnen will. Vielleicht glaubt Suzy Menkes ja auch deshalb an Berlin, weil sie bei ihrem letzten Aufenthalt die prekäre Bohème an Laptops in Cafés mit Internetanschluss beobachten konnte.

Von einem Doktoranden der Technischen Universität Berlin könnte zum Berliner Luxusbegriff ein wenig Aufklärung kommen. Unter dem Titel „Is Berlin Luxury the Future Luxury?“ hat Klaus Heine für die Konferenz Umfragen unter Millionären, aber auch unter jungen Modemenschen durchgeführt. Das Ergebnis soll am Mittwoch vorgestellt werden.

Vielleicht sollte man den Chefredakteur der Textilwirtschaft, Michael Werner, zitieren, der kürzlich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Mode in Berlin sagte: „Wir haben in der Finanzkrise kein Problem mit der Luxusbranche, weil es das in Deutschland und insbesondere in Berlin gar nicht gibt. Also kann es uns jetzt auch nicht wegbrechen.“

Außerdem kann Luxus ja auch anderes bedeuten als Autos, Pelze und Geschmeide: Zeit, Laissez-faire, viel mehr Platz und Ruhe als in New York, London oder Moskau, davon kann vielleicht einer der heimischen Referenten kompetent berichten.

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