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Kamele

© David Heerde

Multi-Kulti-Event: Kamele haben einen langen Bremsweg

Bis Sonntag rennen Dromedare auf dem zentralen Festplatz am Kurt-Schuhmacher-Damm um die Wette – bei einem orientalischen Rummel.

Suleika, Soraya und Leila sind lieblich wie die Jungfrauen des Paradieses. Die Augen sanft und groß wie Untertassen. Und die Lippen voll und samtig. Nur dass sie dauernd Heu mampfen und Stallgeruch verbreiten. Suleika, Soraya und die anderen sind Kamele. Und wie sie da so orientalisch lässig in ihrem Zwinger auf dem Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm stehen, sind sie es gern. Kein Wunder, sie sind die Stars bei „1001 Nacht – dem orientalischen Multikulti-Event“. Bis Sonntag galoppieren sie beim ersten Kamelrennen jeden Nachmittag dreimal um die Wette. Dass es vor zehn Jahren in Hoppegarten schon eins gab, zählt nicht. Das liegt schließlich in Brandenburg.

Woher die Wüstenschiffe kommen? „Aus Schweden, Gran Canaria und Deutschland“, ist die überraschende Antwort der blonden Kameltreiberin Beke Marquard. Auf ihrer Kamelfarm in der Lüneburger Heide hat aber mal ein Tunesier gearbeitet. Und in der Sahara war sie auch schon.

Die mit Sand aufgeschüttete Rennbahn in der Mitte des nackigen Geländes ist ordentliche 430 Meter lang. Kamele haben einen ziemlichen Bremsweg. Die bräuchten einfach Platz, meint Teodros Zeleke. Der Äthiopier und seine zwei Kumpels Hany Ashmawi, Ägypten, und Dario Dragoje, Kroatien-Berlin, sind das muntere Orientalenteam, das den ganzen Zauber veranstaltet. Warum? „Wir sind den Berlinern schuldig, dass wir ihnen Kamelrennen und orientalische Kultur nahebringen“, sagt Dragoje ernst.

Die orientalischen Plastikzelte, gruppieren sich längs der Rennstrecke zu arabischen, afrikanischen, türkischen oder indischen Dörfern mit jeder Menge Kunsthandwerkern, Marketendern, Wasserpfeifencafés und Ständen mit orientalischen Speisen, wie es sie sonst nur in Neukölln, Kreuzberg oder Wedding gibt. Echte Ägypter mit original ägyptischen Waren vom Khan-al-Khalili-Basar in Kairo sind auch dabei. Dass es zwischen den Zelten die eine oder andere Lücke gibt, ficht einen Magnetschmuckhändler nicht an: „In der Wüste liegen die Oasen ja auch nicht direkt nebeneinander.“

Da ist es gut, wenn man Falken hat, die einen mit Wildbret versorgen. Die drei von Falkner Dirk von Bargen aus dem Spreewald hocken blind bemützt auf ihren Kunstrasensitzen und warten auf die nächste Flugshow. Ob die Araber die Falkenjagd erfunden haben? „Nee, Dschingis Khan. Aber die steht dort hoch im Kurs. Bei den Scheichs kommt erst der Falke, dann das Kamel und dann die Frau.“

Apropos Frau. Natürlich gibt es eine bunte Bühnenshow mit viel Musik und zahllosen orientalischen Schönheiten. Tänzerinnen, wie die Bulgarin Izida aus Köln, die sich dem Schwerttanz hingibt. Oder die golden gewandete Göttin Isis alias Daniela Rutica aus Hannover. Die Ägyptologiestudentin ist jeden Tag mit einer historisch verbürgten Pharaonenshow zu sehen. Und sie schreibt jedermanns Namen in Hieroglyphen. Auf ein Reiskorn? „Auf Papyrus!“

Sonntag locken gleich zwei Höhepunkte zum orientalischen Fest: ab 13 Uhr können wendige Damen beim Bauchtanzwettbewerb 300 Euro gewinnen. Und um 17.30 Uhr rennen die mutigen Mannen des Fußballclubs Frohnau mit den Kamelen um die Wette. Die Uhrzeiten möge man allerdings „orientalisch nehmen“, bitten die Veranstalter. Diese Lockerheit aus 1001 Nacht gefällt auch den darbietenden Künstlern gut. Die Brandenburger Jungs von „Trommelfeuer“, der akrobatisch-orientalischen Feuershow, zelten auch gleich auf dem Festplatz. Mit den Kamelen habe das so was Vertrautes, meinen sie. „Rennen, Zirkus, Tanz und Zelte – das könnte auch vor 200 Jahren so gewesen sein.“ Nur gab’s da bei der Eintrittskartentombala noch keinen Suzuki-Geländewagen als Hauptgewinn.

„1001 Nacht“ läuft bis Sonntag auf dem Zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm. Programm täglich ab 12 Uhr. Kamelrennen um 14 Uhr, 16.30 Uhr, 17.30 Uhr „orientalischer Zeit“. Eintritt 5 Euro, für Kinder bis 12 Jahre frei.

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