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Demba Nabé

© Kitty Kleist-Heinrich

Musik: Das nächste Ding

Seit neuen Jahren hat Demba Nabé mit seiner Band Seeed Erfolg. Jetzt versucht er es solo.

Nein, das ist nicht das Ende von Seeed. Mit der Band geht es weiter, mit denselben elf Musikern. Nur haben einige inzwischen Familie und wollen deshalb erstmal kürzer treten, sagt Demba Nabé. Doch weil Kürzertreten nicht seine Sache ist, hat er sich selbstständig gemacht.

Seit neun Jahren ist er Sänger der Berliner Dancehall-Band Seeed, in dieser Zeit hat er drei Echos und jede Menge Goldene Schallplatten gewonnen. Jetzt sitzt Nabé in einem Restaurant in der Kreuzberger Dieffenbachstraße. Eigentlich lebt er in Neukölln, aber hier könne man besser essen. Zum Beispiel Spargel, dazu ein Alsterwasser.

Dass er nun unter dem Pseudonym Boundzound solo Musik macht, war eine Umstellung, sagt er. Vor allem das Reisen von einem Werbe-Termin zum nächsten sei „alleine nur halb so witzig. Mit Seeed war das wie auf Klassenfahrt.“ Boundzound ist ein Fantasiename, er steht für „Sounds, die Grenzen überwinden“. Mit ungewöhnlichen Arrangements, schweren Bässen, seeed-typischem Falsett-Gesang, 5/4- Takten: eine sehr tanzbare Mischung aus HipHop, Funk und Reggae. Für seine Lieder hat er sich jeweils unterschiedliche Produzenten und Musiker ins Studio geladen. Bei zwei Songs sang auch Skin, die Ex-Frontfrau von Skunk Anansie, mit. Da war Nabé so nervös, dass er aus Versehen einen Teil der Aufnahmen gleich wieder löschte, erzählt er.

Demba Nabé, Jahrgang 1972, ist gebürtiger Berliner. Sein Vater kam aus dem westafrikanischen Guinea zum Studieren hierher. Demba wuchs in Pankow auf, später lebte er in Mitte, in Charlottenburg und Kreuzberg. Sein Vater ging zurück nach Guinea, wurde dort Bildungsminister. Demba blieb.

Seinen letzten großen Seeed-Auftritt hatte er im Februar bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest. Als Vorjahressieger trat die Band außer Konkurrenz auf und präsentierte ihren Hit „Ding“ in einer neuen, türkischen Version. „Ich denke, das war ein angemessenes Statement, das sehr gut nach Berlin passt“, sagt Nabé. Die Kollegen vermisst er auch bei Interviews. „Ich bin einer, der nicht immer sprechen muss. Zuhören kann ich auch ganz gut.“ Das Gruppengefühl wird sich morgen wieder einstellen. Da präsentiert Nabé seine neuen Songs mit großer Band im Postbahnhof. Im Vergleich zu Seeed-Konzerten – im August werden sie an drei Abenden hintereinander die Wuhlheide füllen – ist der morgige Auftritt mickrig. „Aber lieber in einer kleinen, aber vollen Halle spielen als in einer riesigen vor nur zehn Leuten. Sich selbst zu überschätzen wäre Quatsch.“ Gut möglich, dass es noch ein zweites Boundzound-Album geben wird, „da sind Songs in meinem Kopf, die fertig gemacht werden wollen“. Das nächste SeeedAlbum könnte 2009 fertig werden.

Letztens war Nabé wieder bei Stefan Raab. In „TV Total“ sang er seine erste Solo-Single „Louder“, ein potenzieller Sommerhit. Raab fand das Lied klasse und bedankte sich bei allen Bandmitgliedern – auf Englisch, auch Nabé bekam vom Moderator ein höfliches „Thank you very much“ ab. Vielleicht hätte ihn Nabé auf ein Alsterwasser einladen sollen.

Das Konzert beginnt morgen um 21 Uhr. Es gibt noch Karten für 15 Euro unter www.berlin-ticket.de.

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