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Naturkundemuseum.

© Thilo Rückeis

Naturkundemuseum: Die Dinos sind wieder da

Das Museum für Naturkunde präsentiert seine Schätze in einer neuen Ausstellung. Erstmals zu sehen: der Urvogel Archaeopterix.

Gleich im Eingangsfoyer wird der Besucher schlagartig in eine andere Zeit versetzt – in eine archaische Welt, eine Welt der Instinkte und rohen Urgewalt: Ein Allosaurus, ein fleischfressender Dinosaurier mit blutrünstigem Blick, streckt seinen Kopf durch eine Scheibe ins Foyer, dem Besucher entgegen. Direkt dahinter, im Sauriersaal, befindet sich der Rest seines meterlangen Skeletts.

Und da ist auch gleich das Herzstück des Museums: Branchiosaurus brancai der Große, ein rund 13 Meter hoher und über 15 Meter langer Dinosaurier, das weltweit höchste Dinoskelett aus echten Fossilien. Der Pflanzenfresser lebte vor gut 150 Millionen Jahren, in einem Zeitalter, das Geologen als „Jura“ bezeichnen. Apropos Herzstück: Allein das Herz des Branchiosauriers soll um die 400 Kilo gewogen haben. Jetzt ist das Urtier wieder auferstanden: Experten des Berliner Naturkundemuseums haben die alten Knochen in den letzten zwei Jahren restauriert und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen akribisch zusammengesetzt.

Ab Freitag, 12 Uhr, kann jeder das riesige Skelett bestaunen. Dann eröffnet das Naturkundemuseum in Mitte nach einer 18 Millionen Euro teuren Renovierung seine neue Ausstellung „Evolution in Aktion“, kurz „Eva“.

Dabei ist der Branchiosaurus nur einer der Höhepunkte. Erstmals kann man nun auch einen Blick auf den Urvogel Archaeopterix werfen – er gilt als Bindeglied zwischen Sauriern und Vögeln. „Bisher hat man davon nur zehn Exemplare gefunden“, sagt Matthias Glaubrecht, Forschungsleiter des Museums. „Wir haben davon das zweite.“

Hinten im Sauriersaal befinden sich die Vogelfossilien, in einer pechschwarzen Vitrine, eher klein und unscheinbar versteckt in einem Holzrahmen, kaum größer als ein Computermonitor. Die Hochsicherheitsvitrine ist Schaufenster und Labor zugleich, in dem man den Forschern, die den Urvogel immer noch untersuchen, bei der Arbeit zusehen kann.

Nicht nur die Exponate als solche – das Museum hat insgesamt etwa 30 Millionen Stück – sind eindrucksvoll, sondern auch die neuen medialen Inszenierungen, besonders die sieben „Juraskope“, die so etwas sind wie eine Art intelligentes Fernrohr: Wirft man einen Blick hindurch, werden die toten Saurierskelette vor den Augen quasi zum Leben erweckt (siehe Infokasten). Im Raum hinter dem Sauriersaal dreht sich alles um das „System Erde“, und auf einem Flachbildschirm läuft ein Film, der zeigt, was den Dinosauriern vor etwa 65 Millionen Jahren vermutlich zum Verhängnis wurde: ein gewaltiger Meteoriteneinschlag. Als man 1990 einen 170 Kilometer breiten Krater auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan fand, wurde die Meteoritentheorie untermauert: Der Einschlag hat offensichtlich so viel Staub aufgewirbelt, dass die ganze Erde sich verdunkelte und es so zu einem globalen Winter kam, der letztlich auch zum Aussterben der Dinos führte. „Wir wissen, dass beide Ereignisse – Einschlag und Aussterben – etwa zur gleichen Zeit stattfanden“, sagt Glaubrecht. „Aber es ist damit natürlich immer noch nicht sicher, ob das eine auch wirklich zum anderen führte.“

Wie auch immer: Der plötzliche Klimawandel wie auch das Aussterben der Dinos sind nur zwei Beispiele für das Motto der Ausstellung, für die „Evolution in Aktion“. Die Natur ist nicht, sie wird. Das macht das Museum in jedem seiner Säle deutlich. Nicht zuletzt in einem der hintersten Räume, der der „Vielfalt des Lebens“ gewidmet ist – und in dem immer noch geputzt, gearbeitet und gewienert wird. Die letzten Vorbereitungen. Zwei Tage noch. Dann hat Berlin seinen eigenen kleinen Jurassic Park.

Die neue Ausstellung des Naturkundemuseums wird am Freitag, den 13. Juli, um 12 Uhr, eröffnet. Invalidenstraße 43, 10115 Berlin. Am Eröffnungswochenende ist der Eintritt frei. Vom 14. bis 22. Juli ist die Ausstellung täglich von 9.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Infos: Tel. 20 93 85 91 oder www.naturkundemuseum-berlin.de.

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